Freitag, 22. April 2011

Uns geht’s wohl zu schlecht

Im European schreibt man über die Situation in Europa, so weit, so gut:
Versuchen wir es also anders, mehr theoretisch.
Der Andere ist schuld
Ob es dem Menschen gut geht, lässt sich durchaus auch an seinem Sozialverhalten ablesen.
Interessanter, sinnstiftender Ansatz: Man beobachtet staatlicherseits alle Menschen. Dann kann "man" selbst entscheiden, welchen der Bürger es "gut" oder gut genug geht, welchen Menschenmengen, der Minderheit oder der Mehrheit es  "gut" geht, "gut genug" geht.
Wenn es ihm gut geht, materiell und seelisch, wenn er die Situation, in der er lebt, als stabil empfindet, also keinen sozialen Abstieg befürchten muss,
Das vorgenannte ist doch eine nette Beschreibung: "Gut" kann es nur sein, wenn es
  • materiell und 
  • seelisch gut ist
  • eine stabile Situation
  • "also" keinen Abstieg befürchten 
muss ?? Dank der fleißigen, mutigen, flexiblen, tapferen Arbeitsleistung unserer Großeltern und Eltern lebt die jetzige Generation in einem hohen Wohlstand. Gut 100% der Haushalte haben Strom, fließend Wasser, Zentralheizung, elektr. Herde, selbst Waschmaschinen, Fernseher, Telefone sind fast überall vorhanden und werden (überheblich) als selbstverständliche Grundausstattung und Grundrecht angesehen. Seit 60 Jahren haben wir Frieden in Europa, sind mit allen Nachbarländern befreundet. Die Natur ist befriedet, größtenteils gebändigt, gehegt und gepflegt. Religiöse oder moralische Fragen berühren uns kaum noch, glauben viele Menschen.
Die (staatlichen, betrieblichen, sozialen, religiösen) Regeln des Lebens haben mit lockerem Faden ein ganz festes Band um alles und jeden Aspekt unseres Lebens gewunden. Kinder dürfen keine Taschenmesser mehr bei sich tragen, wer sich einen Apfel pflückt, kommt vor Gericht. Sie erkennen (noch) nicht, dass viele von uns Bürgern so gerne genutzten, manchmal auch heftig kritisierten Ressourcen am Zerbröseln sind. Wir sägen uns selbst den Ast ab, auf dem wir so bequem sitzen, vergleicht man die Situation deutscher Bürger mit der Lebenswirklichkeit ausserhalb der Festung Europas. Viele kennen es nicht anders - sie empfinden die sich m.E. immer rapider verschlechternde Situation als "stabil". [Der Autor empfiehlt dringend das Buch "Die Mäusestrategie" zu lesen]. Vor jeglichen Veränderungen haben sich viele Leute eine Furcht oder "German ANGST" zugelegt.

Man stelle sich nur mal vor, die Menschen 1948 hätten sich im zerstörten Europa, mit Millionen Vertriebenen, mit Millionen WIRKLICH schwer traumatisierten Menschen auch so verhalten: Sie wären in den zerbombten Städten in den kalten, zugigen Kellern sitzen geblieben, hätten um die wenigen Nahrungsmittel angestanden, mit gefundenem Holz geheizt, würden lesen, was die Regierung ihnen zu lesen gibt. Sie hätten ja auch sagen können: wir LEBEN noch, wir HABEN zu essen, wir WOHNEN irgendwie, wir arbeiten KAUM, andere Menschen sorgen für uns ("Care-Pakete"). Die Situation war auch "stabil" und sie war im "zerstörten" Deutschland noch besser als in den Nachbarländern. Warum hat man das nicht so beibehalten? Warum haben sich unsere (Groß-)Eltern sich bemüht, sich nur engagiert, sind umgezogen, haben neue Berufe ergriffen, neue Geschäfte aufgebaut, getauscht, gehandelt, gearbeitet, repariert, saniert, umgebaut? Warum wurde durch diesen kapitalistischen, friedlichen Prozess so viel Gutes und Neues geschaffen, das breiteste Bevölkerungsschichten zu nie vorher genannten Wohlstand befähigte?

Muss man aus der heutigen Situation eines durchaus wohlhabend bis reich zu nennenden Europas sich etwas Sorgen machen, dass diese Periode nicht bis in alle Ewigkeit anhält? Nein, danke!
neigt er eher zu Toleranz und Friedfertigkeit,
Weil er sich selbst über die eigenen Zukunftsaussichten täuscht und den klaren Erkenntnissen verweigert, neigt "er" zu Toleranz und Friedfertigkeit?? Toleranz ist nur ein Ergebnis der Situation, keine Voraussetzung, kein Wesenszug? Was für ein schreckliches Menschenbild haben die Autoren über die europäischen Menschen.
schon deshalb, weil ihm dann vieles egal sein kann;
Ist das nicht genau das Thema, dass die herrschende politische Klasse der Bevölkerung in ganz zu suggerieren versucht: Lasst uns nur machen, wir werden euch schön "beschützen", alles bleibet wie ihr es kennt, nur immer "Weiter so!"
man darf unterstellen, dass eine lebenslange Sofortrente z.B. das Interesse an Europa und seinen Abzockpolitikern auf der Stelle schmälert. Ohne diese Sofortrente und also dem alltäglichen Existenzkampf unterworfen, hat der Mensch, der weiß, dass er in einer Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft lebt, Angst, denn jeder Wettbewerb hat Verlierer.
Das ist ja genau der wunderbare und tolle Unterschied zwischen Wettbewerb bei dem es tatsächlich (einen, wenige) Gewinner und sonst nur Verlierer gibt zur Marktwirtschaft, wo es NUR Gewinner bei jedem FREIwilligen Geschäft gibt. Aber wie heisst es auch schon bei Olympia: Das Dabei-sein ist alles! Wer nicht mitspielt, soll sich nicht über die Ergebnisse beschweren, wie man heutzutage auch gerne in der Politik den Kritikern vorhält.

Wer arbeitet, bekommt MEHR Geld und Zufriedenheit als jemand, der nicht arbeitet. Wer mehr LEISTET, sollte mehr haben / dazubekommen, als jemand, der wenig oder nichts leistet. Wenn jemand mit seiner Situation nicht mehr ganz zufrieden ist, könnte er / sie ja auf die Idee kommen, etwas anders, besser zu machen, um sich und gleichzeitig alle anderen etwas besser zu stellen - und siehe: es wird funktionieren. Nicht immer funktioniert es beim ersten Mal, es funktioniert nicht bei jedem in jedem Thema an jedem Ort. Alle Menschen müssen es halt probieren. Wer nicht probiert, der wird durch die anderen Menschen dann nach hinten durchgereicht und sollte sich mit den Folgen der eigenen Entscheidung abfinden. Klagen über "Benachteiligungen" sollten auch entsprechend eingeordnet werden.
Wettbewerb, Konkurrenzkampf, die Forderungen des Weltmarkts sind aber gut, ja das Gute schlechthin.
Wettbewerb ist tatsächlich gut, meistens aber nicht immer.
Konkurrenz belebt das Geschäft - meistens, aber nicht immer.
Irgendwelche Forderungen des Weltmarktes erlauben Massenproduktion und fördert die Arbeitsteilung, schafft günstige UND qualitativ hochwertige Produkte, die sich viele Menschen leichter leisten können, schafft Arbeitsplätze - meistens.

Müssen die Autoren so übertreiben - "das Gute schlechthin"? Sollte rhetorisch ein Popanz aufgebaut werden, der mit den nächsten Satz ad absurdum geführt und somit widerlegt wird? Dann ist die Übertreibung nicht zu widerlegen, sondern die Übertreibung ist zu rationalisieren, zu "erden", um zu zeigen, was tatsächlich gut, und was manchmal schlecht empfunden werden kann.
Wären sie es nicht, dann wäre die Welt, in der man lebt, nicht die beste aller Welten, und das ist sie, darin sind sich 98 Prozent aller Medien einig.
Dieser Autor lebt gerne in einem wohlhabenden Land unter wohlhabenden Mitbürgern, in dem der Großteil aller Krankheiten geheilt werden kann. Andere Sozial- und Wirtschaftskonzepte haben sich als bei weitem nicht so leistungsfähig erwiesen, namentlich ist der Sozialimus und Kommunismus als gescheitert anzusehen.
Aber die Angst, sie ist doch da. Was also ist für die Angst verantwortlich, wo ist der Feind, wenn er nicht grad als Stasi durchs Abendprogramm geistert?
Wer redet den Leuten riesige Angst ein, wo sie eigentlich gar keine Angst haben müssen? Wer täuscht den Menschen eine scheinbare Sicherheit und Stabilität vor, die in der Wirklichkeit gar nicht existiert, nicht existieren kann und -bedenkt man es richtig- gar nicht existieren sollte?  Wer setzt auf starke Gefühle und heftige Emotionen, wenn Verstand und Überlegung sinnvoller sind?

Cui bono? Wem zum Nutzen?

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