Freitag, 22. Oktober 2010

GEZ, StreetView - die Politiker und das Volk

Die nur indirekt gewählten Ministerpräsidenten der Bundesländer haben sich auf eine GEZ-Reform geeinigt, d.h. es wird nicht mehr "pro Gerät" (Fernsehen oder Radio oder beides) abgerechnet, sondern pro "Haushalt".

Mistrauische, kleingläubige Geister könnten sich jetzt fragen:
  1. Was zum Teufel verstehen DIE unter "Haushalt" und wo beginnt ein Haushalt und fängt der nächste Haushalt an?
  2. Wie kommen DIE an die Daten aller Haushalte, um die Gebühreneinnahmen weiter zu steigern, damit wir alle ausreichend "gut" (Buhahaha) informiert werden?
  3. Wie unterscheidet sich jetzt die GEZ von anderen Organisationen, wie z.B. Googles StreetView?
Fangen wir mal hinten an: Die GEZ ist sowas wie eine Behörde, sie basiert irgendwie auf Gesetzen (oder sowas ähnlichem) und KANN sich alles erlauben und den dummen Bürgern alles nehmen, was so ein kleiner, armer Staat oder ein öffentlicher Rundfunk so zu brauchen meint. (Haben Sie die Bilder von  Ende September aus Stuttgart gesehen? DAS ist nur ein kleiner Teil von dem, was der Staat so DARF und MACHT). Die Rundfunkanstalten wünschen sich was und sie bekommen es. So läuft das.

Wenn Sie sich vielleicht gewundert haben, warum die Firma Google alle Straßen von Deutschland abfotographiert und haben einen Widerspruch eingelegt, um ihr erbärmliches Häuschen aus dieser Sammlung herauszunehmen - warum haben Sie und 244.000 andere Angsthäschen sich diese Mühe gemacht? Wegen ihrer Privatssphäre? HOHOHO

Welche Privatsphäre denn? Google und sein StreetView fährt über die Straße, wie jeder schon immer über die Straße fahren kann. Sie machen mal ein Bild / viele Bilder, wie jeder schon immer Bilder von ihrem Haus, ihrem Zaun machen kann. Google hat aber keine blasse Ahnung, WESSEN Haus es da fotographiert und ins Internet stellt. Haben Sie sich mal gefragt, warum weiß das Google eigentlich nicht? Die haben doch angeblich immer sooo viele Daten, auch über die Benutzer und alle Webseiten und alle Nachrichten, die wissen doch fast ALLES!

Tja, aber Google weiß wirklich nicht, was das für ein Haus ist. Wem "gehört" denn ein Haus? Wem gehört die Wohnung, in der Sie wohnen bzw. der Haushalt, dem Sie angehören (denn es geht ja um die GEZ!). Im einfachsten Fall gehört das Haus Ihnen selbst. Nicht Ihrer Frau, nicht wem anders. Nur Ihnen. Und wo steht das, wem das Haus gehört? Im Grundbuch. Das Grundbuch. Grundbuch. Buch. Buch? 21. Jahrhundert? Buch! Natürlich wird sowas auch auf elektronisch umgestellt. Es ist ja langsam mal an der Zeit, so nach 40-60 Jahren EDV-Existenz. Auch für den Staat und seine Grundbücher. Also darin steht, dass dieses Haus Ihnen gehört. Das war jetzt mal der einfachste Fall. Es können im Grundbuch aber auch ihre Geschwister darin stehen, die anderen Eigentümer. Leider sind die inzwischen umgezogen, deren Adresse hat sich geändert. Wer darf jetzt in dieses Grundbuch hineinschauen und darin nachschlagen, welche Häuser wem gehören? Nein, denn das geht wegen dem Datenschutz nicht. Also kommt Google nicht an die Informationen, wer in Deutschland welche Häuser besitzt. Google könnte etwas produktives mit den Daten anfangen. Aber Google ist eine Firma. 

Jetzt kommt aber die GEZ. Die "Behörde" GEZ will nachsehen, wem das Haus gehört, damit es regelmäßig Rechnungen senden kann. Die GEZ bekommt alle Daten. Die Behörde GEZ geht als nächstes z.B. zum Einwohnermeldeamt und lässt sich deren Liste geben (Kopie), wer in diesem Haus alles wohnt. Jeden einzelnen. Alle Daten. Und die GEZ bekommt die Daten (natürlich, denn es ist ja staatlicher Rundfunk). Die GEZ wird alle Daten aller Einwohner und aller Häuser in Deutschland sammeln und auswerten und dann regelmäßig Rechnungen schreiben. Damit die nicht bei Umzügen verloren gehen, werden die Daten wohl regelmäßig an die GEZ weitergegeben.

Dann rechnet die GEZ aus, wer wohl in dem Haus wohnt und bestimmt wie viele Haushalte das wohl sind. Sie wohnen dort - gut: Rechnung kommt! Sie sind verheiratet, Lebenspartnerschaft? Aha! Muss man mal näher hinsehen: Ihr Ehepartner ist unter der gleichen Adresse gemeldet? Mist. Es gibt auch andere Anmeldungen? Bingo: zwei Rechnungen!
Wohnen Ihre Eltern noch im Haus? Aha, noch ein Haushalt. Ihre Kinder sind schon groß? noch zwei Haushalte - also gleich mal 6 (in Worten: sechs) mal Pauschal-Haushaltsrechnungen an die gleiche Adresse.
Geschieden, aber in der gleichen Wohnung: zwei Haushalte.
Geschwister unter gleichen Adresse: zwei Haushalte.
Sie ziehen mit Ihrem Freund zusammen: zwei Haushalte ;-) Woher soll denn die GEZ das wissen?
Ihre Eltern kommen ins Altersheim? Drei Haushalte.
Längerer Krankenhausaufenthalt? Zweit-Wohnung am Arbeitsort? Campinggelände gemietet? Büro- und Wohnräume aus unerfindlichen, unwichtigen Gründen getrennt?
Da war die Volkszählung '86 doch ein Klacks dagegen. Jetzt werden einfach alle Computer miteinander verbunden, fleißig Daten kopiert und schon kommen die Gebührenrechnungen. Das glauben Sie nicht? Warten Sie's mal ab ;-)

Das haben Sie in dem Artikel oder in anderen Meldungen der Qualitätsmedien nicht gelesen? Ihr Pech bzw. Sie hätten ja eh nichts ändern können. Das machen die Ministerpräsidenten alleine unter sich aus. Die von Ihnen gewählten Parlamente nicken das nur ab. Die werden doch nicht dem eigenen Ministerpräsidenten in die teure Suppe spucken ;-)

Also sagen Sie "Tschüss" zum GEZ-Kontrolleur und "Hallo" zum Großen Bruder.

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