Wir sollen den schönsten Plakatwald aufgestellt haben, weit und breit! Unser Kandidat hat einen 2-stelligen Erststimmenanteil bekommen. Die Zweistimmen seien besonders hoch, im Vergleich restlichen Bundesland.
Man könnte den Eindruck haben, dass alles perfekt gelaufen ist. Alle sind glücklich. Sie wussten was sie wissen mussten und wollten. Alle hatten zu jeder Zeit was sie brauchten, wollten. So ein Wahlkampf macht Spaß.
Dem war aber nicht so: Der Wahlkampf ruht auf den wenigen, die sich immer wieder für eine solche Arbeit opfern. Es stehen viele auf der Mitgliederliste, die keinen solchen Spaß verstehen, keinen solchen Spaß mitmachen wollen. Es fehlt an diesem und jenen. Dies ist kaputt und das ist grad ausgegangen. Wer fährt das Material zum Stand? Wer holt es wieder ab?
Das sind ganz normale Reibungsverluste, die sind schon immer dabei gewesen und die kann man nicht ausschließen, selbst wenn man irgendwas verändern würde.
- Das ist halt so. Das war schon immer so. Das wird auch immer so sein
- Wo kämen wir denn hin, wenn wir etwas ändern würden?
- Das braucht doch keiner, das will doch keiner anders.
- Das ist so erfolgreich gewesen, wenn wir das ändern, stehen wir uns schlechter.
- Sag bloss nichts Negatives vor den Bossen/Kunden/Wählern/Mitgliedern, dann bekommen wir alle Ärger
Welche Rolle muß der Kreisvorstand übernehmen, damit Erfahrungen aus dem Wahlkampf für den nächsten Wahlkampf aufgeschrieben werden?
Wie kommt systematisch man zu Verbesserungsvorschlägen?
Mir scheint, dieses System ist selbstbestätigend. Die Bosse wollen von den Indianern hören, dass sie es gut gemacht haben. Die Indianer möchten von den Bossen hören, dass sie es gut gemacht haben. Man lobt sich gegenseitig öffentlich, immer weiter immer höher, bis in den Himmel der Wolkenkukuksheime.
Sei es ein Landesvorstand, der sich ja - theoretisch - irgendwann mal verantworten und Wahlen stellen muss. Sei es ein Kreisvorstand, der sich vor dem Landtagsabgeordneten oder dem Bundestagsabgeordneten schämt (?) oder von ihm bzw. seinem Wohlwollen abhängig ist.
Auf diese Weise lügt sich jede Ebene immer höher in ein nur scheinbares Glück jeweils alles richtig gemacht zu haben. Sie entfernt sich dadurch Schritt um Schritt aus der Realität der Wähler. Die Wähler werden unberechenbar, undankbar und jegliche Kritik wird zur Majestätsbeleidigung, die - wenn überhaupt - nur leise und unterwürfig als Verbesserungsvorschlag getarnt vorgetragen werden darf und der vom Kritisierten höchst unwillig abgetan wird. Oft wird die sachliche Ebene verlassen und der Kritiker wird persönlicher Kritiker, was je nach Machtverhältnis entschieden wird. Dies ist m.E. kein Problem einer einzigen Partei, sondern ganz breit in der Gesellschaft eingerissen.
Die Lösung könnte darin bestehen, dass wieder die Unabhängigkeit und Selbstvertrauen gesucht und (vor-)gelebt wird, die eigentlich mit den ganzen Funktionen verbunden sind.
Der Kreisvorsitzende ist allein den Kreismitgliedern verantwortlich.
Der Landtagsabgeordnete allein seinen Wählern.
Beide erhalten ihre Funktion nicht vom jeweils Anderen, sondern vom Wähler.
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