Ein Blick ins Wikipedia verknüpft den Begriff mit "Verbundenheit", mit "Zusammengehörigkeit"... Wo ist die Verbundenheit in der Realität? Natürlich kauft man gerne in einem Haus ein, dass bequem viele Waren unter einem Dach bietet. Wenn die Verkäuferinnen und Verkäufer sich bei Bedarf auch mal blicken lassen, die Sortimente groß genug und die verlangten Preise noch vertretbar sind - dann wird der übliche Passant (von "passieren", "vorbeigehen") zum Kunden, noch schöner für das Unternehmen zum "Dauerkunden". Da wir alle in einer Wettbewerbswirtschaft leben, konkurriert Karstadt mit anderen Anbietern um die Gunst der bisherigen oder neuen Kunden - das ist normal.
Unnormal findet der Autor, dass sich die Bevölkerung "solidarisiert", statt zu kaufen (was die Bevölkerung von Mittelhessen im genannten Filiale wohl eigentlich im ausreichenden Maße tut, wie deren Zahlen zeigen). Was können die Betriebsräte mit den so schnell und einfach geleisteten Unterschriften machen? Was sagt das aus, wenn 20.000 Personen "etwas" unterschreiben?
- Haben die Unterzeichner sich damit verbindlich an einem Rettungsfonds beteiligt, der für die vom Karstadt-Management und den dahinterstehenden Aktionären aufgehäuften Schulden aufkommt oder wenigstens haftet ("Bürgschaft")?
- Haben sich die werten Unterzeichner verpflichtet, jetzt NOCH mehr bei Karstadt, anstatt bei anderen Gießener Geschäften zu kaufen, verpflichten sich also zur einer Grundauslastung, die garnicht benötigt wird?
- Kann Karstadt den Unterzeichnern jetzt Pospekte der neuesten Angebote schicken? Kann Karstadt wenigstens die Adressen an andere Firmen verkaufen (Wert ca. 1-2€ pro Adresse - davon könnte man ein Monatsgehalt eines Top-Managers oder 10 zusätzliche Verkäufer bezahlen!)
- Wenn jeder der Unterzeichner eigene 10.000€ gibt, ist der gesuchte Überbrückungskredit gefunden. Das wäre auch ehrlicher und direkter, statt das Geld vom so großzügigen und so betroffenen SPD-Finanzminister abzuholen, der es - nach Abzug seiner Provision von ca. 50% für die Steuerermittlung, -festsetzung, -einzug,- aufbewahrung, -umverteilung - seinerseits von den Bürgern einsackt.
Gießen ist über 800 Jahre als geworden - meist ohne Karstadt-Filiale. Es ist durchaus denkbar, dass Gießen überlebt - ohne Kerber, ohne Bilka, ohne Woolworth, ohne Real, ohne Wertkauf überleben kann. Es wäre sicher schade, aber die 70.000 Gießener brauchen nicht Karstadt - Karstadt muss sich so aufstellen, dass sie die nächsten Jahre überstehen - DAS ist die Aufgabe von Karstadt.
Die im Artikel erwähnte Familie Lehmann aus Climbach stellt sich das mit der staatlichen Unterstützung auch einfach vor, es gibt ja noch 20 Mio andere Familien, die zusammen ja auch noch diese Unterstüzung für Karstadt aufbringen müssen. Man ist ja praktisch nicht selbst "betroffen" - fordern und unterstützen kann man schnell, viel, bequem und unverbindlich. Angenommen es gibt die Familie wirklich, ist die Zusammenfassung im genannten Artikel verwegen: ob es tatsächliche viele Meinungen zusammenfasst, bleibt Geheimnis des Autors. Dass die Familie nach eigenem Bekunden das Warenangebot anderer Anbieter in Gießen nicht kennt, ist echt schade. Vielleicht hat die Konzernleitung den gleichen Fehler begangen und nicht genügend die etablierte und die kommende Konkurrenz betrachtet - auch Karstadt kann im Internet verkaufen, Amazon ist nicht neu.
Aber "Karstadt" wurde von seiner Holding und dessen Management ausgeschlachtet, die Gebäude gehören sonstwem, die Waren vielleicht noch den Lieferanten. Nur die Mitarbeiter, das Logo und die Fassade stehen bislang noch. Um was wird hier gerungen?
Wie gut, dass die Gießener SPD an ihren Parteifreund Steinmeier schreibt, sich dort einzubringen! Vielleicht kann der noch amtierende AUSSENminister mit seiner geballten Wirtschaftskompetenz auf wunderbarem sozialistisch-solidarischem Wege "eingreifen" und mit ein paar kleinen Milliönchen aus dem Steuertopf den Gießener Genossen aus der unverschuldeten Misere helfen? Das wäre doch eine Superunterstützung für die OB-Wahl!
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