Wie wichtig war Müntefering überhaupt (s)eine demokratische Partei? Zuvorderst ging es ihm um Disziplin und Geschlossenheit. Er war nahezu die Kontrastfigur zu Willy Brandt, welcher auf die Fähigkeiten von Mitgliedern und Funktionären setzte, ihnen Raum ließ, sie zur Selbstinitiative ermunterte. Müntefering und - vielleicht mehr noch - sein engeres Umfeld betrachteten die Sozialdemokratie eher wie eine Kompanie, zentralisierten die Entscheidungen, verlangten Gehorsam und Gefolgschaft. Eigeninitiative, die sich der Kontrolle entzog, stieß sofort auf das Misstrauen der westfälischen Kommandozentrale. Die Truppen waren in Wahlkämpfen nach Art straff geregelten Befehlshierarchien in Marsch zu setzen, sie sollten sich um Himmels willen nicht nach eigenen Plänen und in eigener Verantwortung auf das Feld der Politik begeben.Auch Soeder (SPD) schreibt:
Dass man sie dann natürlich nicht mehr durchfallen lassen konnte ohne Schröder zu beschädigen, lag auf der Hand. Allerdings braucht man dann auch keine Partei mehr. Wenn man die Mitglieder nur noch benötigt, um Plakate zu kleben und Infostände zu besetzen, darf man sich nicht wundern, wenn die Mitgliederzahlen rasant nach unten gehen auch Wähler nicht wissen, warum sie nun die SPD wählen sollen. Gleiches gilt für die Hartz-Reformen: Ausgeklügelt unter der Leitung von Peter Hartz und kurz vor der Bundestagswahl 2002 präsentiert, ohne dass die Partei daran beteiligt war.Damit legt sie den Finger in die Wunde auch anderer Parteien und auch Firmen, die zentralistisch und planwirtschaftlich, autokratisch geführt werden. Es gibt eine Führungsclique, eine IN-Group und die entscheidet (alles!). Was dort nicht geplant und vor allem abgesegnet oder "genehmigt" wird, das kann nicht (gut) sein!
Neulich hat ein "Nordkurven"-Mitarbeiter seine Erlebnisse und Leiden dokumentiert und publiziert - diese sind eine direkte Folge einer solchen Führung. Die Informationsflut läuft bei ganz wenigen zusammen, die darunter zusammenbrechen (müssen). Die Entscheidungen werden von ganz wenigen getroffen, die maximal weit vom Schauplatz des Geschehens entfernt sind. Die Entscheidungswege dauern maximal lang, es sind mehrere Ebenen beteiligt ("Stille Post"), die Randbedingungen werden wohl kaum dokumentiert.
Dieses Verhalten entspricht dem Führungsanspruch im ehemaligen Warschauer Pakt, in dem die Chefs der russischen Armee alles entschieden und die Kämpfer an der Front nichts. Sie durften, mussten ausführen, was die erleuchteten Oberen so entschieden - mit ihrem Schweiß, mit ihrem Blut. Die große, zähe iraktische Armee wurde ebenso geführt. Anscheinend auch der Wahlkampf der SPD zur Bundestagswahl 2009.
Wie macht es die FDP - Wie werden die "MichMach"-Konzepte von Beerfeltz gelebt?
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