Donnerstag, 21. April 2011

wo man alles sagen kann und soll und darf

Josef Angerer
 
Du da, bist du den man heut um elf hier eingeliefert hat?
Neuer sag, woher du kommst - zuallererst, aus welcher Stadt.
Bist du Waffensammler, Kirchengänger, Jäger, Islamist?
Wurdest du vielleicht verurteilt, weil du Schwulen-Verächter bist?
Ach, du glaubst im Ernst, hier werde Antidiskriminierung eingeübt.
Welches Sonntagsblatt hat dir dein Aug mit Gottvertraun getrübt?
Nimm den Mantel, er ist übrig. Und der Nachtwind geht sehr scharf
hier im Lager, wo man alles sagen kann und soll und darf.

Wie gehts draußen? Ist die Künast schon der Chef der Bundeswehr?
Sag uns alles, viel zu selten kommen Nachrichten hierher.
Hast du irgendwas von Aufstand in Baden-Württemberg gehört?
Oder funktioniert der grüne Scheiss noch immer ungestört?
Gibt es Streik in unsrem Lande? Sind die Arbeiter noch still?
Macht die neue grüne Herrschaft ungehindert was sie will?
Ach, wir sind auf jeden Satz, auf jedes Wörtchen von dir scharf
hier im Lager, wo man alles sagen kann und soll und darf.

Der Latrinenchlorgeruch, der nur bei Südwind hierher dringt,
der Insektenschwarm, der um die weißen Bogenlichter singt,
das Geschrei aus der Baracke, darin ist das Lazarett,
denn wer von der Therapie kommt, kriegt für einen Tag ein Bett,
der Gestank des kranken Nachbarn, der in Fieberträumen stöhnt.
das sind Sachen, daran haben sich die meisten schon gewöhnt.
Neuer, bleibe weg vom Drahtzaun! Unsre Wächter schießen scharf
hier im Lager, wo man alles sagen kann und soll und darf.

Wenn die grünen Limonadenlichter ausgehn morgen früh,
wenn der blaugeblümte Sommerhimmel aufzieht, kommen sie,
das Gleichstellungskorps aus Albernheit auch »GKS« genannt.
Einer zieht den großen Kreis mit einem Stecken in den Sand.
Und wir werden angetreten, einer von uns ausgewählt.
Der wird vor den Augen aller in den Kreis hineingestellt.
Und wir kriegen ringsum Noten, Zimbeln, Lauten, Flöt' und Harf'
hier im Lager, wo man alles sagen kann und soll und darf.

Und dann müssen wir zur Freude der Bewacher musiziern,
hinter abgegriffnen Klimperdrähten singend protestiern.
Und im Kreise der muß tanzen und verschnaufen darf er nicht,
und wird erst beseitigt, wenn er rot und naß zusammenbricht.
Und wer rasend vor Empörung unsre Wächter überfällt,
der wird nach dem Essen an die rote Ziegelwand gestellt.
Die Gesetze sind sehr streng, die man einst in Berlin entwarf
für das Lager, wo man alles sagen kann und soll und darf.

Die wir immer dachten, was den deutschen Landen widerfuhr,
sei die Folge irgendeines düstren Zugs zur Diktatur,
die wir nie vor Windkrafträdern die Konzernherrnkaste sahn,
haben wenig gegen Bisse, gegen Haie nichts getan.
Zugegeben, dieses Liedchen sang nur einen bösen Traum.
Wie ersichtlich, liebe Hörer, glaubet ihr an Träume kaum.
Doch verlaßt euch drauf, die Furcht hält unsre grüne Herrschaft scharf
hier im Lande, wo sie alles machen kann und will und darf.

(Sehr frei nach Süverkrup)

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