Mittwoch, 30. Dezember 2009

Alternativen zum "Nacktscanner" - Jetzt oder morgen?

Die Diskussionen um "Nacktscanner" überschlagen sich gerade wieder. Manche sind dafür, viele dagegen - Wohl kaum einer hat sich mit der Technik "Nacktscanner" näher auseinander gesetzt. Noch weniger hat man sich in der Tiefe mit den Fragen der "Flugsicherheit" näher vertraut gemacht. Die Blinden faseln sich wieder gegenseitig ihr Farbempfinden zu. Die interessierte Qualitätspresse pickt sich Rosinen heraus und provoziert damit die jeweils andere Seite - zum Wohle der eigenen Auflagen, zum Schaden des Volkes.

In diesem Zusammenhang sollen auch ein paar andere Entwürfe diskutiert werden, die den Einsatz von "Nacktscannern" fast gänzlich vermeiden: Vorgeprescht ist u.a. Sascha Lobo (SPD-Zuarbeiter) mit dem extremen Vorschlag Passagiere in Flugzeugen einfach generell zu verbieten. Andere wollen jedem (Nicht-)Terroristen sein Bild mitgeben.

Die Koalition könnte - ratzfatz - ein Gesetz erlassen, was auf den Preis jedes Flugtickets einen kräftigen "Sicherheitsaufschlag" erzwingt. Was wären die Vorteile?
  • Es wären (allein wegen des höheren Preises) weniger Passagiere, also weniger potentielle / wahrscheinliche Terroristen an Bord.
  • Es müssten weniger Verdächtige kontrolliert werden, was die Kosten für die Kontrollen senkt und/oder die Intensität der Kontrollen verstärken könnte, was wiederum den restlichen (Nicht)-Terroristen zu gute käme.
  • Es wären weniger Flüge notwendig, diese wenigeren Passagiere zu befördern.
    Dadurch sinkt die Fluglärmbelastung z.B. am Frankfurter Flughafen und speziell Sachsenhausen deutlich ab.
    Es wird weniger Treibstoff verbraucht, wodurch
    a) die Umwelt generell geschont wird
    b) die Öl-Vorräte länger halten
    c) die Öl-Preise wegen der sinkenden Nachfrage durch höhere Benzinsteuern vom Nanny-Staat konstant gehalten werden könnten
    d) die ehrgeizigen CO²-Ziele der letzten Bundesregierung und des rot-grünen Umweltministers leichter eingehalten werden
    e) dem gefürchteten Global-Dimming entgegen gewirkt wird
  • Den 1. Klasse-Passagieren ist der Preis doch eh egal, also wird es dort keinen Nachfragerückgang geben. 
  • Den Business-Kunden werden endlich mal Signale gesandt,
    mehr auf die Sicherheit zu achten,
    sich mehr um die Umwelt zu kümmen
    mehr über das Internet zu kommunizieren, womit auch eine leichtere Überwachung und Verfolgung vorgenommen werden kann.
  • In der Bananenkisten-Klasse werden den Terroristen mehr Gelder abgenommen, die sie nicht in die Anschaffung von Sprengstoff ausgeben können. Al Quaida wird finanziell ausgesaugt.
    Dass die Nicht-Terroristen auch weniger ausgeben können, ist dabei gewünschte Nebenwirkung - das kann der Staat ja schon immer besser!
  • Die an den Grenzen vorhandenen Zöllner könnten sich individuell um jeden verbleibenden (Nicht?)Terroristen kümmern und endlich eine VOLL-Kontrolle der eingeführten Waren und Güter vornehmen. Auch aus diesem Grunde könnten sich die vorgeschlagenen Zuschläge mehrfach "rentieren".
Vielleicht sollte man die Sicherheitsabgabe auch leistungstragerorientiert staffeln?
  • "nur" 50% Zuschlag für die Economie-Class
  • 100% für die Banker und Großverdiener,
  • 200% für die "1. Klasse"
So wären alle entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit eingebunden und abgezockt. Die breiten Schultern der Reichen zahlen mehr, die Masse der Kleinen trägt die wahren Lasten - wie sonst auch!

Die Zahlung muss direkt vom Fluggast selbst erfolgen, womit - via SWIFT - auch die Bankdaten der Terroristen / Passagiere sofort zur Verfügung stehen.

Wäre die Staaten auch in der Lage, die jeweils eigenen, vorhandenen EDV-Systeme miteinander zu verknüpfen (Vergl. Projekt "Indect"), so kann automatisiert gleich bei der Buchung z.B. über Amadeus jede Buchungsanfrage auch bis zu den Systemen der BOS gestartet werden, ob überhaupt ein Visum erteilt werden kann. Dann wird nicht nur der Flug, der Sitzplatz, das geplante Hotelzimmer bestätigt, sondern auch gleich der Platz in Guantanamo. Für den schnellen Transfer vom Flughafen sorgt das mit der Buchungsbestätigung mitbestellte SWAT am Empfangsflughafen.
 Auch für das Sicherheits-Ranking zur Einschätzung der Gefährlichkeit hat die geneigte Industrie schon längst alle Werkzeuge parat - der Wohnort, das Durchschnittseinkommen, die Religion, Bankverbindung - Schufa-Abfrage mit anderen Kriterien und der Terrorist KANN sich nicht mehr "wie ein Fisch im Wasser" unter den Nicht-Terroristen verstecken. "False Positiv"-Fälle werden durch die Sicherheits-Behörden im Nachgang geklärt - früher oder später.

Sollten im weiteren Verlauf die (Nicht-)Terroristen aus völlig egoistischen, unökologischen Gründen auf der Buchung und Durchführung weiterer Flüge bestehen, so können einfachst die bisherigen Zuschläge weiter kräftig angehoben werden, bis nur noch so viele Personen fliegen, wie die Sicherheitslage nach Ansicht des Bundesinnenministers verträgt.

Lokal zu differenzieren wäre dies durch einen Hebesatz für die Flughäfen zu steuern, wie bei der deutschen Gewerbesteuer, wo die Gemeinden über die spezielle Höhe selbst entscheiden. So nimmt und empfängt der Bund 100% Sicherheitszuschlag und z.B. die arme FAG für den Frankfurter Flughafen nochmals 100% Zuschlage...
Die Bundesregierung schafft Wettbewerb und Einkommen ohne die notwendige Sicherheit zu gefährden. Das dankbare Volk sieht, versteht und freut sich!

Freitag, 18. Dezember 2009

Widerliche Unworte: "Dürfen" und "Müssen"

Immer wieder liest und hört man die Worte "dürfen" und "müssen" in der politischen Diskussion, in Pressemitteilungen und "Statements" im Rundfunk.

1. Dürfen
"Dürfen" impliziert immer eine Erlaubnis und ein Verbot - vielleicht ist dieses Wort das deutscheste Wort überhaupt - das Kondensat allen Untertanen-Geistes, der noch immer deutlich in Deutschland wabert.

"Die Kinder spielen laut im Garten."- "Dürfen die das?"
"Darf das ZDF im Internet die Nachrichten einstellen?"
"Darf ein erwachsener vollmündiger Bürger sich aus öffentlich zugänglichen Quellen unkontrolliert selbst informieren?"

Warum ist etwas verboten, warum nur manches erlaubt? Gilt in Deutschland nicht mehr, dass ALLES erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist?

Die Frage "dürfen?" will ich nicht mehr hören.

2. "Müssen"
Ein Apfel, den man fallen lässt, MUSS zum Erdmittelpunkt stürzen, schneller und schneller. Ein Flugzeug MUSS irgendwann irgendwo wieder landen. DAS ist MÜSSEN. Da gibt es kein Vertun, keine Entschuldigung, keine Gründe, das MUSS.

Wenn Politiker sagen "wür MÜSSEN mühr für dü Büldung tün" - dann ist das gelogen. Vielleicht WOLLEN sie mehr tun, vielleicht glauben sie dass es für sie selbst besser wäre, wenn... aber MÜSSEN tun sie nicht.

Man versteckt sich beim "Müssen" hinter irgendwelchen Sachzwängen, hinter (vorgeschobenen?) Gründen, hinter von Menschen gemachten Gesetzen, die auch wieder geändert oder ausgesetzt werden können. Man verweigert sich des Entscheidungsspielraums und der eigenen Verantwortung. Wer MUSS, der trägt keine Verantwortung, nur wer WILL trägt sie.

"Man muss die Musik jetzt leiser machen" ? Nein, MUSS man nicht, wenn man gewillt ist die gesetzlichen Sanktionen (=Verantwortung) dafür zu tragen.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

"Kölner Teller" für Heuchelheimer Kreisel - eine endlose Geschichte?

Da war die Sache schon einige Zeit bekannt.

Im Dezember 2009 kommt die gute Nachricht: http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Kreis/Staedte-und-Gemeinden/Heuchelheim/Einbau-von-Koelner-Tellern-im-Kreisel-am-Kreuz-bewilligt-_arid,149466_regid,1_puid,1_pageid,32.html

Ein Gutes hat es ja: "Kosten entstehen der Gemeinde dadurch nicht, weil Baumaßnahmen an Landesstraßen vom Land Hessen finanziert werden." und nicht vom Steuerzahler ;-)

Sonntag, 6. Dezember 2009

Über das staatliche Fernsehen, GEZ und Posten

Man möchte hiermit festhalten, dass "der Staat" nicht "die Aufgabe" hat oder auch nicht haben sollte, ein Fernsehen "anzubieten", bzw den Bürgern eines aufzuzwingen. Die Bürger können sich genügend aus nicht-staatlichen, frei zugänglichen Quellen informieren.
Hat er momentan irgendwie die Aufgabe bekommen (Adenauer, CDU, SPD), so hat er Mist geliefert und sollte aus dem Bereich flott aussteigen, d.h.
  • Keine GEZ mehr
  • Kein ARD, kein ZDF, kein HR, WDR,...
  • Keine Posten für Intendanten, Chefredakteure für Parteigänger und Versorgungsfälle
Manche Sendungen sind ja gut, lehrreich, ausgewogen, informativ, lustig etc. Diese Sendungen könnten bei Bedarf direkt staatlich gefördert werden.

Linkssammlung zum Tode von Otto Graf Lambsdorff

Zum Tode Otto Graf Lambsdorff
Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Graf_Lambsdorff
FDP:
- Fehlanzeige -
Medien:
Twitter
Blogger:
Facebook:

Über das staatliche "Sparen"

Ich verbinde mit dem Begriff "Sparen" natürlich die Aufgabe von staatlichem Luxus und wirtschaftlich Überflüssigem, aktuell dem "grassierenden Dezemberfieber" vieler Behörden.
 Andererseits hat m.E.n. jede große Organisation auch ein großes Sparpotential für Vereinfachung, Flexibilisierung, Straffung, Zusammenfassung, Rationalisierung, Transparenz. Darauf sollte die FDP m.E. zuerst den Schwerpunkt legen, statt zuerst an den bisherigen Wohltaten die Axt anzulegen. Die Bevölkerung wird sich freuen, wenn die bekannten Wohltaten erstmal in Ruhe gelassen zu werden, sie freut sich sicher auch, wenn z.B. beliebige Anträge innerhalb der halben Bearbeitungszeit durch die Mühlen der Bürokratie laufen und nur noch die Hälfte kosten, dabei die "Sprechzeiten" sich den Öffnungszeiten der "freien" Wirtschaft annähern.

Die Verwaltung (genannt: Bürokratie) jeder staatlichen Ebene muss sich selbst straffen, umfassend Gelder einsparen, sich neu orientieren. Alles was dazu fehlt, ist der Mut (genannt: Arsch in der Hose) entsprechende Ziele zu setzen. Die Schwierigkeiten, in denen wir alle uns aktuell befinden, verlangen m.E. nicht sanftes Umsteuern in langer Zeit. Dies hätte vor Jahren bereits geschehen müssen. Dies war so unpopulär, dass es Jahrelang unterblieb und den Schlendrian und die Bürokratie erst wachsen lies.
Sie verlangen das schnelle, starke Herumreißen des Steuers, bevor wir alle im Straßengraben bzw. im Abgrund landen.


Ja, die Verwaltung wird quitschen und aufschreien, wie jedes Bürokratie-Monster, das angegriffen wird. Ja, die Gewerkschaften werden Zeter und Mordio schreien. Die gleichgeschalteten Personalräte werden sich allem verweigern. Das Leben als Behörden-Boss wird dadurch nicht einfacher, leichter, schöner. Scheisstraurig das! Aber auch das ist Teil des selbstgewählten Jobs: das Aufräumen des eigenen Hauses.

Und doch muss dieser Kampf geführt werden. Jetzt und hier. Auf jeder Ebene: Stadt, Kreis, Land, Bund, wahrscheinlich auch in Europa. Es geht um nichts weniger wie die Zukunft, die nicht mehr erlaubt, staatliche Mittel zu verschwenden, sondern die die staatlich verprassten und verschleuderten Mittel dort belässt, wo sie herkommen und wo sie am besten aufgehoben sind: Beim Bürger selbst. Es geht darum, dass auf jeder Ebene die wenigen, verbleibenenden "Staatsaufgaben" rationell, schnell und günstig erledigt werden.

Dienstag, 24. November 2009

Frühkindliche Erziehung durch den Staat - Liberal ?

Fr. Pieper meint zu Fr. Merkel:
Als Ostdeutsche sollte die Kanzlerin um den Wert frühkindlicher Bildung in Krippen und Kitas wissen, betonte Pieper. ...
Man muss befürchten, dass Fr. Merkel (jetzt CDU-Chefin) dies durchaus bewusster ist, wie Fr. Pieper (FDP) - denn die staatlich-sozialistische Beeinflussung begann in der DDR sehr früh! Es ging dem Staat um die Hirne der Kinder, noch bildbar, entfernt von den Eltern. Aus der Erkenntnis übler Tradition haben schlauere Leute in unserem Land mal gekonnt formuliert:
"Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft."(Art 6 (2) Grundgesetz)
Ja, es gibt Eltern, die nach herrschender Meinung, nach überwältigender Mehrheitsmeinung etwas "falsch" machen: z.B. Kinder, die in Deutschland aufwachsen, lernen und sprechen nicht genügend Deutsch. Ja, es ist für die Kinder schwerer bis (fast) unmöglich, sich in die deutschen Gruppen zu integrieren. Ja, es ist für solche Kinder schwerer zu guten Schulabschlüssen zu kommen oder später gut bezahlte Berufe zu finden.

Damit ist für die Liberalen der Geduldsfaden gerissen, Ende der Fahnenstange, alles vorbei, den Rubikon überschritten?

Also muss die staatliche Gemeinschaft den Eltern die Kinder entreissen und sie nach den gerade aktuellen staatlichen Vorstellungen erziehen (mit Mädchen-Förderung, ökologisch, nachhaltig, gewaltfrei, biologisch-dynamisch, vielleicht auch gleich christlich-konservativ?). Da wird also der überstarke Staat ins Kinderzimmer gerufen?!
Da macht doch die Integration wieder Spaß! Da lernen auch die Noch-Ausländer-Eltern, was es heisst sich gegen das gesunde Volksempfinden die Mehrheit zu stellen! Da werden staatlicherseits immer neue Pflichten und Kontrollen eingeführt, Zwangstests über das Bildungsniveau. Falls das Ergebnis nicht zu den hiesigen progressiven Vorstellungen passt, wird der kleine Kopf halt zwangsbetankt.

Von der CDU hätte man sich sowas vorstellen können, aber warum von der FDP?
...Auf dem Weg zur "Bildungsrepublik" müsse Deutschland möglichst früh "das Gold in den Köpfen heben".

Der deutsche Staat will "das Gold in den Köpfen heben"? Vielleicht direkt in die staatlichen Taschen, eine Kindergold-Steuer mit 100% Tarif? Wenn da mal "Gold zu heben" (durch eigene (Lern-)Leistung, durch Fleiß, durch Arbeit in eine (Aus-)Bildung, in eine Lehre, in ein Studium, in einen gut bezahlten Beruf) ist, dann ist es das Gold der Kinder selbst, vielleicht der Familie also der Kinder mit ihren Eltern!
Der deutsche Staat bekommt schon noch seinen überreichen Anteil aus den zahlenden Steuern der neuen Generation. Es ist bestimmt nicht das "Gold" der Bundesregierung, nicht das Gold der CxU/FDP-Koalition.

Es sollte auch den verbohrtesten Eltern irgendwann klar werden, dass und wie andere Eltern ihre Kinder besser fördern und zu erfolgreicheren Erwachsenen erziehen.  Wenn es noch immer nicht klar wird  - so trauig das für die Kinder und die Gesellschaft ist - dann halt noch nicht:
"Du kannst ein Kamel an die Tränke führen, aber zum Trinken kannst Du es nicht zwingen"
Mögen die Liberalen auch das nicht versuchen, damit sie nicht scheitern.

Freitag, 13. November 2009

Money is a veil - auch in der "Bildung" #UniBrennt

Anlässlich dieses dankenswert klaren und wahren Tweets
Einfach irgendwie mehr Geld in die (Hoch-)Schulen rein, dann kommt mehr Bildung raus
drängt es, mal etwas klar festzustellen: "Geld ist ein Schleier"! Es lenkt davon ab, dass hier mit äußerst unklaren Begriffen wie "Geld" oder "Bildung" geworben, um sich geworfen und faktisch gehandelt wird.

Man versucht den Bürgern einzureden oder glauben zu machen, dass mit "GELD" als Allheilmittel alles Böse der Welt verhindert und alles Gute erreicht wird. Man erwähnt nicht, dass
  • die Gelder, die für einen Zweck fließen, an einer anderen Stelle nicht eingesetzt werden können (Opportunitätskosten)
  • die Gelder irgendwoher stammen, erst erlangt werden müssen, bevor sie "ausgegeben" werden können.
  • für die Verwaltung der Gelder selbst wieder umfangreiche Kosten anfallen, also das mehrfache erst bei irgendwem einkassiert werden muss
  • dass gesetzliche Regelungen einen Großteil der eingesetzten Gelder binden, ohne dass sie gezielt für Bildung eingesetzt werden können.
Man drückt sich auch und vor allem um die klare Definition der Begriffe "Bildung" und belässt "die Bildung" in einer unscharfen Beliebigkeitswolke, die jedem Zuhörer erlaubt, sich darunter vorzustellen, was er/sie will. Ist "Bildung" das Endziel oder der Weg zum Wohlstand unserer Gesellschaft. Ist Bildung etwas individuelles oder etwas gesellschaftliches? Wieviele Lehrer, wieviele Schüler und Studenten sind in der Lage, "Bildung" zu produzieren? Welche Bildung wird heute und morgen gebraucht? Wie erhält man vorhande Bildung bei dem andauernden, schnellen Fortschritt? Wer ist dafür verantwortlich, dass Bildung definiert wird, wie man sie misst, wie man sie schafft, erhält, pflegt, weiterentwickelt. Gibt es die "klassische Bildung", die "andere Bildung"? Brauchen wir mehr Naturwissenschaftlicher oder mehr Soziologen? Mehr Handwerker oder mehr Akademiker? Mehr Musiker, Philosophen oder Mechatroniker und Test-Spezialisten? Was ist mit unabgestimmten Studiengängen und Lehrplänen, mit überbürokratischen Schul- und Prüfungsämtern, mit unnahbaren Lehrern und Professoren? Was wird mit dem staatlichen Bildungsmonopol und privaten Konkurrenten (Privat-Schulen und -Universitäten?

Egal - Wir wollen mehr Bildung!
Das ist genauso einleuchtend, wie simpel und dumm.

So werden bei vielen unklare, aber hohe Erwartungen geweckt, die in der Realität niemals zu halten sind. So werden auch Erwartungen enttäuscht, die durchaus zu halten wären, wenn man nicht per Gießkanne, sondern gezielt handeln würde. So wird die falsche Hoffnung genährt, das Geld käme schon aus dem Nichts, jedenfalls müsste sich der Einzelne keine Gedanken darum machen, dass er/sie die Bildung bzw deren Ausgaben bezahlen muss.

Die eigentlichen Bildungsprobleme und deren Ursachen werden damit überhaupt nicht angesprochen, sondern bleiben weiterhin "unter dem Radarschirm", ausserhalb der Diskussion. Somit kann es ohne eine Ursachenanalyse zu keinerlei nachhaltigen Verbesserung kommen, selbst wenn sämtliche "Gelder" verdoppelt oder vervierfacht würden, weil die vorhandenen riesigen Geldmengen bereits jetzt verpuffen und verschwendet werden. Die bisherigen Nutznießer würden lediglich noch mehr Geld verschwenden, die Bildung oder die Bevölkerung würde davon nicht mehr profitieren.

Nur immer: "Weiter so!" (eingetr. Warenzeichen der CDU/CSU)

Mittwoch, 4. November 2009

Was sind Ziele und Nicht-Ziele?

Kaum hatten wir das Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten wir unsere Anstrengungen
Was ist ein Ziel? Angeblich wird an vielen Stellen "zielorientiert" gearbeitet, man hat ein Ziel oder sogar mehrere Ziele. Warum klappt es häufig nicht, diese "Ziele" zu erreichen?

Nehmen wir uns ein Beispiel: Ein praktischer fast beliebig gegriffener Auszug aus dem "Koalitionsvertrag" von CDU/CSU und FDP:
Wir wollen eine Steuerpolitik, die die Leistungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger stärkt.
Die genannten Fraktionen der drei Parteien "wollen" eine "Steuerpolitik" [d.h. konstruieren, formulieren, diskutieren, im Bundestag gemeinsam beschließen, durch die Regierung ausführen lassen,...]. Soso!

Wir untersuchen jetzt nicht...
  • was dabei "Steuer" bedeutet (was dagegen "Gebühren", "Umlagen" oder "Sozialabgaben" sind),
  • welche Unterschiede sich bei "-politik" in Verständnis, Wollen, Können, Dürfen und Realität auf den unterschiedlichen Seiten des Schreibtisches auftun,
  • was gegebenenfalls unter "Leistung" oder "-bereitschaft" verstanden werden soll.
Dies zu wollen, hat man sich gegenseitig geeinigt und zugesagt. Kann das etwas werden? Können die Parteien dieses "Ziel" erreichen (, vorausgesetzt dass sie es tatsächlich erreichen wollen)? Woran wird es scheitern? Woran können und werden wir Bürger und Steuerzahler merken, dass es scheitert? Woran können wir vor der nächsten Wahl prüfen, ob oder wieweit dieses Ziel erreicht wurde?

Eine Antwort liegt in der Zielfindung selbst, u.a. in der Zielformulierung durch die Führungskräfte.

Fragen wir uns einfach ein paar W-Fragen, z.B. "woher, wohin und wann" und schon haben wir drei wichtige Eigenschaften von Zielen beschrieben. Leider wird in diesem "Vertrag" davon an keiner Stelle geschrieben:
  • Wir wissen nicht WAS heute ist, was genau geändert und was beibehalten werden soll.
  • Wir wissen nicht, WIE ungefähr oder genau es geändert werden soll.
  • Wir wissen nicht WOHIN es geändert werden soll.
  • Wir wissen vor allem nicht, wie man (Bürger, Steuerzahler, Parteimitglied, Presse, Opposition) kontrollieren kann, ob und wieweit das Ziel erreicht ist.
Vielleicht liegt es daran, dass auch im neuen Bundestag zu viele Rechtsanwälte arbeiten und zu wenige Menschen Erfahrungen aus Projektarbeit mitbringen? In der professionellen Projektarbeit kennt man Kriterien für "gute" Zielformulierungen, z.B. SMART oder AROMA. Da werden Zielfindungs-Workshops gemacht, um mit Auftraggebern deren Situation zu klären, deren Ziele sauber zu formulieren und sie in die Lage zu versetzen, entsprechende Prioritäten bei konkurrierenden Zielen zu setzen.

Was wäre ein "gutes" Ziel, man formuliert mal so:
Die durchschnittliche Steuerbelastung eines Durchschnittsverdiener-Ehepaares (X €) mit Durchschnittskinderzahl K soll von Y € in 2009 auf Z € in 2011 sinken, damit bei gleicher Kaufkraft (d.h. inflationsbereinigt) V € netto (d.h. mindestens 20% mehr) herauskommen.
Das kann man messen, das kann man kontrollieren! Dann kann man politisch über die "Parameter" streiten: reichen 10%, muss es in 2011 oder erst in 2012 sein?

Damit ist keine Einschränkung für das WIE man das Ziel erreicht. Es ist auch nicht gesagt, was es wen wann und wieviel kostet, um das Ziel zu erreichen. Meist gibt es viele verschiedene Handlungsmöglichkeiten ein Ziel zu erreichen. Manche gehen schnell, manche sind günstig, manche sind einfach - Man kann nur zwei davon auswählen.

Erst wenn die Kosten oder der Aufwand bekannt ist, kann man Entscheidungen treffen. Aber das wird eine andere Geschichte...

Freitag, 16. Oktober 2009

Berliner Koalitionsverhandlungen enden

Die CDU hat gegen den potentiellen Koalitionspartner FDP ein Sperrfeuer in allen erreichbaren und zugeneigten Medien unternommen, über welche Themen sie gar nicht (!) verhandeln wolle, die Mär aufgeworfen, es seien plötzlich und unerwartet Haushaltslöcher aufgetaucht, die jegliche Verbesserung ausschließen, die Verhandler mit haltlosen Unterstellungen beschimpft.

Man freut sich über diese Träumer und Gutmenschen, die so kraftvoll den FDP-Verhandlern noch während der auslaufenden Verhandlungen in den Rücken fallen ("ausreichend", "zufrieden", "entspannt", "mehr wie erwartet","Wähler müssen verstehen","trifft sich in der Mitte"...).

Gott sei Dank schon mit so viel Verhandlungserfahrung und Strategiewissen gesegnet, man sieht in die schwarze Zukunft Deutschlands. Es ist alles in Sicherheit, Recht und Ordnung - "Weiter so"!?

Update:
http://www.blog.fdp.de/archives/177-Begleitmusik.html

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Die SPD kämpfte wie die Rote Armee - und verlor wie sie

SPON schreibt in einem Artikel über Müntefering:
Wie wichtig war Müntefering überhaupt (s)eine demokratische Partei? Zuvorderst ging es ihm um Disziplin und Geschlossenheit. Er war nahezu die Kontrastfigur zu Willy Brandt, welcher auf die Fähigkeiten von Mitgliedern und Funktionären setzte, ihnen Raum ließ, sie zur Selbstinitiative ermunterte. Müntefering und - vielleicht mehr noch - sein engeres Umfeld betrachteten die Sozialdemokratie eher wie eine Kompanie, zentralisierten die Entscheidungen, verlangten Gehorsam und Gefolgschaft. Eigeninitiative, die sich der Kontrolle entzog, stieß sofort auf das Misstrauen der westfälischen Kommandozentrale. Die Truppen waren in Wahlkämpfen nach Art straff geregelten Befehlshierarchien in Marsch zu setzen, sie sollten sich um Himmels willen nicht nach eigenen Plänen und in eigener Verantwortung auf das Feld der Politik begeben.
Auch Soeder (SPD) schreibt:
Dass man sie dann natürlich nicht mehr durchfallen lassen konnte ohne Schröder zu beschädigen, lag auf der Hand. Allerdings braucht man dann auch keine Partei mehr. Wenn man die Mitglieder nur noch benötigt, um Plakate zu kleben und Infostände zu besetzen, darf man sich nicht wundern, wenn die Mitgliederzahlen rasant nach unten gehen auch Wähler nicht wissen, warum sie nun die SPD wählen sollen. Gleiches gilt für die Hartz-Reformen: Ausgeklügelt unter der Leitung von Peter Hartz und kurz vor der Bundestagswahl 2002 präsentiert, ohne dass die Partei daran beteiligt war.
Damit legt sie den Finger in die Wunde auch anderer Parteien und auch Firmen, die zentralistisch und planwirtschaftlich, autokratisch geführt werden. Es gibt eine Führungsclique, eine IN-Group und die entscheidet (alles!). Was dort nicht geplant und vor allem abgesegnet oder "genehmigt" wird, das kann nicht (gut) sein!
Neulich hat ein "Nordkurven"-Mitarbeiter seine Erlebnisse und Leiden dokumentiert und publiziert - diese sind eine direkte Folge einer solchen Führung. Die Informationsflut läuft bei ganz wenigen zusammen, die darunter zusammenbrechen (müssen). Die Entscheidungen werden von ganz wenigen getroffen, die maximal weit vom Schauplatz des Geschehens entfernt sind. Die Entscheidungswege dauern maximal lang, es sind mehrere Ebenen beteiligt ("Stille Post"), die Randbedingungen werden wohl kaum dokumentiert.

Dieses Verhalten entspricht dem Führungsanspruch im ehemaligen Warschauer Pakt, in dem die Chefs der russischen Armee alles entschieden und die Kämpfer an der Front nichts. Sie durften, mussten ausführen, was die erleuchteten Oberen so entschieden - mit ihrem Schweiß, mit ihrem Blut. Die große, zähe iraktische Armee wurde ebenso geführt. Anscheinend auch der Wahlkampf der SPD zur Bundestagswahl 2009.

Wie macht es die FDP - Wie werden die "MichMach"-Konzepte von Beerfeltz gelebt?

Täuschungen 7...

Der Spiegel hat eine kleine Liste mit "Sechs perfekten Täuschungen" aufgestellt. Man möchte sie ins Politische verlängern:
  1. Sozialismus / Kommunismus funktionieren
  2. Gleichheit ist Gerechtigkeit (@NimmerFroh)
  3. Zugang sperren hilft gegen Kinderpornographie
  4. An der Finanzkrise sind die Kapitalisten schuld
  5. Zuerst werden die Ministerposten vergeben, die Inhalte und Koalitionsverhandlungen sind irrelevant
  6. Guido Westerwelle kann kein Englisch
  7. Die FDP ist "marktradikal" oder "sozial kalt",
  8. Die FDP hat das Web2.0 halbwegs verstanden
  9. ...

Mittwoch, 30. September 2009

Lessons Leaned BTW09 - Entfällt!

Neulich war ich auf einer Kreisvorstandssitzung. Es waren sehr viele Leute da, für eine Kreisvorstandssitzung gesehen. Der Kreisvorsitzende sprach zur Wahl, zum Wahlkampf und zu den Wählern und Wahlkämpfern dankende Worte, der frisch gewählte Bundestagsabgeordnete sprach dankende und mahnende Worte, der Landtagsabgeordnete sprach dankende Worte und berichtete über ein paar Themen aus Landessicht. Dann wurde den Anwesenden die Möglichkeit gegeben, zur Gruppe zu sprechen - mit Statements, Fragen oder Kritik. Dies wurde auch genutzt. Dabei kam keine Kritik auf, kein negatives Statement.
Wir sollen den schönsten Plakatwald aufgestellt haben, weit und breit! Unser Kandidat hat einen 2-stelligen Erststimmenanteil bekommen. Die Zweistimmen seien besonders hoch, im Vergleich restlichen Bundesland.

Man könnte den Eindruck haben, dass alles perfekt gelaufen ist. Alle sind glücklich. Sie wussten was sie wissen mussten und wollten. Alle hatten zu jeder Zeit was sie brauchten, wollten. So ein Wahlkampf macht Spaß.

Dem war aber nicht so: Der Wahlkampf ruht auf den wenigen, die sich immer wieder für eine solche Arbeit opfern. Es stehen viele auf der Mitgliederliste, die keinen solchen Spaß verstehen, keinen solchen Spaß mitmachen wollen. Es fehlt an diesem und jenen. Dies ist kaputt und das ist grad ausgegangen. Wer fährt das Material zum Stand? Wer holt es wieder ab?

Das sind ganz normale Reibungsverluste, die sind schon immer dabei gewesen und die kann man nicht ausschließen, selbst wenn man irgendwas verändern würde.
  1. Das ist halt so. Das war schon immer so. Das wird auch immer so sein
  2. Wo kämen wir denn hin, wenn wir etwas ändern würden?
  3. Das braucht doch keiner, das will doch keiner anders.
  4. Das ist so erfolgreich gewesen, wenn wir das ändern, stehen wir uns schlechter.
  5. Sag bloss nichts Negatives vor den Bossen/Kunden/Wählern/Mitgliedern, dann bekommen wir alle Ärger
Den 100 anwesenden Personen fällt spontan gar nichts zur Verbesserung ein? Warum äußern sie sich nicht? "Streber-Mikado" wurde das genannt.
Welche Rolle muß der Kreisvorstand übernehmen, damit Erfahrungen aus dem Wahlkampf für den nächsten Wahlkampf aufgeschrieben werden?
Wie kommt systematisch man zu Verbesserungsvorschlägen?

Mir scheint, dieses System ist selbstbestätigend. Die Bosse wollen von den Indianern hören, dass sie es gut gemacht haben. Die Indianer möchten von den Bossen hören, dass sie es gut gemacht haben. Man lobt sich gegenseitig öffentlich, immer weiter immer höher, bis in den Himmel der Wolkenkukuksheime.

Sei es ein Landesvorstand, der sich ja - theoretisch - irgendwann mal verantworten und Wahlen stellen muss. Sei es ein Kreisvorstand, der sich vor dem Landtagsabgeordneten oder dem Bundestagsabgeordneten schämt (?) oder von ihm bzw. seinem Wohlwollen abhängig ist.

Auf diese Weise lügt sich jede Ebene immer höher in ein nur scheinbares Glück jeweils alles richtig gemacht zu haben. Sie entfernt sich dadurch Schritt um Schritt aus der Realität der Wähler. Die Wähler werden unberechenbar, undankbar und jegliche Kritik wird zur Majestätsbeleidigung, die - wenn überhaupt - nur leise und unterwürfig als Verbesserungsvorschlag getarnt vorgetragen werden darf und der vom Kritisierten höchst unwillig abgetan wird. Oft wird die sachliche Ebene verlassen und der Kritiker wird persönlicher Kritiker, was je nach Machtverhältnis entschieden wird. Dies ist m.E. kein Problem einer einzigen Partei, sondern ganz breit in der Gesellschaft eingerissen.

Die Lösung könnte darin bestehen, dass wieder die Unabhängigkeit und Selbstvertrauen gesucht und (vor-)gelebt wird, die eigentlich mit den ganzen Funktionen verbunden sind.
Der Kreisvorsitzende ist allein den Kreismitgliedern verantwortlich.
Der Landtagsabgeordnete allein seinen Wählern.
Beide erhalten ihre Funktion nicht vom jeweils Anderen, sondern vom Wähler.

Dienstag, 29. September 2009

Erwartungen an die neue Koalition und die Bundesregierung

Was ich von der neuen Bundesregierung "erwarte"... nachfolgend meine unvollständige Liste, die immer weiter gepflegt werden soll. Hier will ich positive und negative Erwartungen dokumentieren, sammeln.

Es soll keiner sagen, er hätte nicht gewusst, was das Volk will - Zur Information der Bundestagsabgeordneten, Staatssekretäre, deren Referenten und Abteilungsleiter der Bundesministerien.

Die Punkte haben keine eigene Reihenfolge. Die Reihenfolge ist zufällig und nicht nach Priorität.
  1. [Entfernt]...

Mir ist ziemlich schnell beim Listenerstellen aufgefallen, dass es eine lange, ziemlich lange Liste sein würde, die sich inzwischen dank der "Großen Koalition" bei mir "aufgestaut" hat. Diese Liste kann man nicht unsortiert, unpriorisiert, ungefiltert lassen.

Es reicht nicht, "einfach" nur viele Anforderungen zu formulieren, zu dokumentieren. "Erwartungen" sind m.E. Anforderungen, ein Begriff der in der professionellen Beratung und der EDV eine bestimmte Bedeutung hat.
  • Man sollte auch eine Priorisierung, Bewertung vorsehen - vielleicht klassisch in "wichtig" und "dringend"?
  • Man bräuchte Kriterien, die zur Kontrolle der Zielerreichung - messbar gemacht würden.
  • Man bräuchte auch Aussagen zu den Aufwänden, zu den Kosten, die zur Zielerreichung notwendig sind. Dies hat Rückwirkungen auf die Prioritäten! Welche Kosten gibt es bei wem, wenn man einfach nur weitermacht ("NULL-Option: Weiter so"), welche ist die "günstigste" Lösung, welche Lösung ist die "schnellste" Lösung, welche Lösung ist die "beste"?
  • Man sollte erfüllte Erwartungen auch als erledigt / umgesetzt markieren können - im Sinne "Wort gehalten!"
Dies ist in einer einfachen Tabelle im Blog schwer bis gar nicht möglich. Deshalb habe ich die Liste hier wieder entnommen und in Google-Text als Tabelle hinterlegt. Auch das zeigte sich nicht ausreichend. Ich wollte Prioriäten zufügen, die Umsetzung als Prozentwert hinterlegen, Prioritäten, etc...

Dies wäre dann "meine" Liste. Mein Aufwand wächst exponentiell, aber wo bleibt der Nutzen? Wer liest denn so eine Liste? Wer würde sich eine solche Liste als Richtschnur für die kommende politische Arbeit nehmen? Die verquaste Liste eines (! einzelnen!) Bürgers?
Vielleicht wollen sich ja noch mehr Bürger in eine solche Liste einbringen? Vielleicht wollen andere Bürger die Anforderungen kommentieren, priorisieren, bewerten, ergänzen, etc?
Dann hätte die Liste eine größere Relevanz, Bedeutung - vielleicht gibt es sogar so etwas wie ein "Abgeordneten-Watch", etwas größeres wie die Piraten-Programmatik?

Meine bisher letzte Überlegung ist, es in einem (Media-)Wiki zu hinterlegen, weil
  • man da vieles hinterlegen kann,
  • es Diskussionen zu punkten geben kann,
  • man mit Kategorien arbeiten kann
  • es Hypertext-Verknüpft werden kann
  • es offen für andere Bürger ist, deren Erwartungen zu ergänzen,
  • vielleicht können die Bürger die Prioritäten zusammen festlegen es gibt da "Börsenspiele" für eine Meinungsbildung...
Ich bin jetzt auf der Suche nach einem Hoster für das Wiki "Erwartungen", bzw. nach einer webbasierten Anforderungsmanagement-Lösung, idealerweise als GPL oder gesponsert. Wer eine kennt, bitte dem Autor einen Link schicken. Gerne per Facebook, Twitter, Skype ("timbeil") oder XING.

Montag, 28. September 2009

Sieg oder Niederlage? Dank!

Ich scheine mich geirrt zu haben - Deutschland hat die Kraft für eine konstruktive Veränderung zu haben. Die Wahlergebnisse 2009 (als SUMME der Millionen Entscheidungen einzelner Wähler und Wählerinnen) erlauben der FDP mit der CDU eine andere Koalition zu bilden, die sich mit mehr wirtschaftlichem Verständnis und die kommenden, großen Probleme kümmern darf/kann/soll/muss.

Was ist jetzt zu tun?
  1. Dank an die Wähler und Nicht-Wähler
    z.B. E-Mails an Mitglieder, Sympathisanten, Freunde, Unterstützer senden, die Webauftritte anpassen, in den Sozialen Netzwerken (Facebook usw) sich äußern, Plakate wegräumen, saubermachen, etc pp
  2. Dank an die Tausende Wahlhelfer, die in ihrer Freizeit Plakate aufhängen, Infostände besetzen, Diskussionen besuchen, E-Mails verschicken, etc - OHNE einen Nutzen davon zu haben.
  3. Dank an die Familien und Freunde, die während des Wahlkampfes auf die Wahlkämpfer verzichten mussten.
  4. Dank an die Arbeitgeber, die bei der Abwesenheit oder Abgelenktheit der Wahlkämpfer manches Auge zugedrückt haben. Dank an die Arbeitskollegen, die eine zusätzliche Last geschultert haben, weil die Wahlkämpfer nicht ganz bei der Sache waren.
  5. Dank an die staatlichen Wahlleiter, die ehrenamtlichen Wahlbezirkshelfer, Statistik-Ämter, IT-Abteilungen, die eine reibungslose Wahl ermöglicht haben.
  6. Dank an alle anderen, die in obiger Liste nicht erwähnt sind (Vorschläge bitte an den Autor senden)
Dann kann in die Hände gespuckt werden und die neue Arbeit beginnt. Nach der Wahl ist vor der Wahl.

Samstag, 26. September 2009

Torschuss-Panik bei den Wahlkämpfern

Man fragt sich, ob die Wahlkämpfer im Twitter jetzt gänzlich den Boden unter den Füßen verliereren und im "Endspurt" in Panik geraten.

Es wird von den Wahlkämpfern nicht mehr gezwitschert, sondern nur noch GESCHRIEHEN, was die Wahlkämpfer von den Wählern wollen: Wählt meine Partei, egal warum, egal welche Probleme IHR habt, egal was Ihr wisst, braucht, wollt.

Es wird von den Wahlkämpfern gelogen, unterstellt, verdreht, dass es nur eine Pracht ist. :-(

Holt man SO Wähler ab, die in einer geheimen Wahl freiwillig teilnehmen?

Montag, 14. September 2009

Endziel der Roten Garden - Untergang der CDU und Machtübernahme

Nach dem "TV-Duell" Merkel mit Steinmeier habe ich überlegt, wie es nach der Bundestagswahl weitergehen wird und bin auf eine ungewöhnlichen Erkenntnis gekommen. Der Sieger wird nicht Fr. Merkel sein, sondern ... Hr. Lafontaine ! Überrascht ?

Ein paar "Thesen", eine Gedankenkette.
  1. Die FDP ist zwar stark wie nie, sie wird viele Stimmen erhalten, z.B. von CDU-Wählern, die es nicht mehr mit der SPD aushalten.
  2. Aus der SPD werden die "AufRECHTEN" Sozis herausgedrückt, bis nur noch linke Spinner die Funktionen und Posten besetzt haben, siehe Clement vs Nahles. Die vernünftigen Ex-SPDler finden erstmal keine politische Heimat, obwohl sie durchaus in die inzwischen sozialisierte CDU passen würden ;-)
    Die linken Rest-SPDler (USPD) solidarisieren sich, gewinnen noch deutlich Stimmenanteile und mobilisieren ihre Unterstützer in den Medien.
  3. Das Bundestagswahlergebnis 2009 wird m.E. nicht "ausreichen", dass die FDP mit der CDU im Bundestag eine Gestaltungsmehrheit hat.
  4. Die CDU/CSU als stärkste Fraktion sind eigentlich "gezwungen" mit der SPD über eine weitere "Große Koalition" zu verhandeln.
  5. Normalerweise würde die SPD zustimmen, man findet ein paar Kompromisse, macht si schlecht weiter, wie bisher.
    ODER: (=Jetzt die Pointe)
    Diese Koalitionsverhandlungen lässt die SPD durch überzogene, aber populäre Forderungen scheitern!!!
Was passiert dann? Merkel bleibt erstmal Kanzlerin, die SPD-Minister ziehen sich aus der Regierung zurück und die Mehrheitsfraktionen Rot-Rot-Grün werden die CDU-Minderheitskanzlerin mit ihrer Minderheitsregierung um jede Ecke scheuchen, in jedes Loch plumsen, weil die Schwarzen halt keine Mehrheit mehr haben.

Merkel et al können keinen einzigen Cent ausgeben, der nicht von Rot-Rot-Grün abgesegnet wird. Und statt dessen werden RRG der Kanzlerin (mit oder ohne Richtlinienkompetenz) auftragen,
  • flächendeckend Mindestlöhne einzuführen,
  • das ALG-II zu steigern,
  • die Renten herauf- und das Rentenalter herabzusetzen,
  • innerhalb 4 Wochen aus Afghanistan abzuziehen
  • ...
Mit dieser Zermürbungstaktik verschleißen sie die CDU-Spitzenmanschaft, die CDU-geführte Regierung und bereiten die eigene Amtsübernahme vor, die vielleicht nach der Hälfte der Legislaturperiode kommt, mit oder ohne Neuwahlen, je nach Zustand der Rest-CDU.

Danach "retten" RRG, was noch zu retten übrig ist, bei einer deutlich gestiegenen Arbeitslosigkeit, in einer satten und so breiten wie tiefen Wirtschaftskrise, mit gallopierender Inflation. Die Verantwortung für allle diese Probleme schieben sie - schwupps- der letzten CDU-Regierung unter. Demokratisch, Sozial und Gerecht.

Die innerlich so zerrissene CDU (linker Flügel gegen rechten Flügel) wird in den nächsten Jahrzehnten keinen Fuß mehr politisch auf den Boden bekommen. Was die FDP meint, interessiert dann auch keinen mehr - sie ist völlig kaltgestellt.

Was gilt und dann bleibt ist die eigentliche Parlamentsmehrheit als Machzentrum - eine Rückkehr der ursprünglichen Idee der Gewaltenteilung zwischen Parlament und Regierung. Wenn man noch annimmt, dass die Hälfte der Bundestagsmitglieder direkt gewählt sind, könnten "Abweichler" oder "Abtrünnige" wechselnde Parlamentsmehrheiten bewirken - was ungeahnte Auswirkungen auf die Deutsche Politik hätte. Schluß mit den vorab geordneten Parteilisten, entstanden in geheimen Klüngelgruppen und abgesegnet auf Parteitagen.

Freitag, 11. September 2009

Zentrum und Horizont des Denkens: DIE Partei

Eine Partei ist - gesetzlich gesehen - ein Verein, von Menschen gegründet, einem Zweck folgend, Mitglieder und Mitgliederinnen habend. Eine Partei hat einen Vorstand, einen Vorsitzenden, manchmal auch Mitarbeiter. Ist die Partei größer kann sie sich Arbeitskreise geben, die ihrerseits Vorsitzende, Schriftführer, Pressesprecher und Mitglieder und Gäste haben können. Für manche Menschen ist ihr Verein, ihre Partei "das ganze Leben", der einzige Daseinszweck: Die Partei sagt... die Partei muss... Die Partei hat... Die Partei will... und der Vorsitzende hat mir neulich...!! Für den Landesvorstand ist...!!!

Bitte nochmal oben lesen:
  1. Wer gründet einen Verein, eine Partei?
  2. Wozu gibt es diese Partei ?
Ad 1)
Menschen haben sich die Partei als Mantel, als ein Organisationsmittel gegründet. Menschen treten ein, sind Mitglieder, treten aus.
Manche Menschen beteiligen sich am Parteileben, den Versammlungen, wenige übernehmen vielleicht sogar (ehrenamtliche) Parteiämter, die (sehr viel) Arbeit machen können, aber auch Ehre / Verantwortung bringen. Ab einer gewissen Ebene bringt die Arbeit auch finanzielles Einkommen und sozialen Aufstieg, und das nicht zu knapp.

Ad 2)
Es gibt diese Partei nicht, nur damit es diese Partei gibt. Es gibt sie nur, um damit (=Mittel) den satzungsmäßigen Zweck zu erfüllen, z.B.
beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und
einer von sozialem Geist getragenen freiheitlichen Gesellschaftsordnung mitwirken
wollen und totalitäre und diktatorische Bestrebungen jeder Art ablehnen.
Es ist nicht der Zweck einer Partei den rücksichtlosesten, untertänigste oder stromlinienförmigsten Teil der Mitglieder an die wohlgefüllten Futtertröge der Macht zu arbeiten, um sie dort längstmöglich verharren zu lassen. Um diese Tröge zu erreichen erfüllen diese fast jede Funktion, die sie näher an die Tröge spült - diese Mitglieder sind nicht für den Zweck da, sondern sind ausschließlich Funktionäre um der Funktion willen ("Bürokraten" um ihrer eigenen Bürokratie willen). Ihrer eigenen Funktion, ihrer Aufgabe willens, damit sie sich halten und finanziell, sozial verbessern können. Man nennt sie auch Karrieristen und Karrieristinnen, Aufsteiger, Durchstarter, Hot Shots,...

Dementsprechend sind die Interessen der Funktionäre auf "die Partei" gerichtet. Sie verfolgen - mangels eigenem Profil - keine eigenen politischen Interessen, haben keine eigenen Ansichten oder Vorstellungen, Ziele oder Visionen, sondern nur die vermeindlichen Parteiinteressen als da wären:
  1. Machterhalt
  2. Machtausweitung
  3. Noch mehr Macht, um weitere Posten und Funktionen zu besetzen mit wem? Genau: Mit dem funktionierenden Funktionär.
Da zu bedarf "die Partei" und deren Funktionär der absoluten Monarchie, Diktatur Kontrolle über die eingehenden Ideen, Wünsche und Vorstellungen der geringst-würdigen Mitglieder, sowie die völlige zentralisierte Kontrolle über alle ausgehenden (Presse- oder Medien-) Mitteilungen, Beschlüsse, Protokolle, Statements und Lebenszeichen. Diese Kontrolle wird durch Vorsitzende, Gremiumssprecher, Veranstaltungsleitende Präsidenten, Protokollführer, sowie durch PR-Verantwortliche durchgeführt, die alleine berechtigt sind für "die" Partei sich zu äußern.

Wenn sich ein Kandidat oder ein Mitglied erdreistet, eine eigene Meinung zu haben, ist dies am besten mit Mißachtung zu strafen, also zu ignorieren. Wird diese Meinung gehört und/oder aufgenommen, muss das Mitglied zur Ordnung gerufen werden.
"Hier darf jeder (noch) seine eigene Meinung haben, solange sie nur Keiner hört"
Die zu treffenden Entscheidungen werden dementsprechend durch Rücksprache / Abklärung der übergeordneten Ziele und Prioritäten von der nächsthöheren Ebene getroffen, aber als die eigenen Entscheidungen ausgegeben. Entscheidungen werden nicht transparent gefällt, sondern immer hinter gut und sicher verschlossenen Türen, in kleineren und kleinsten Zirkeln und geheimen Klüngelgruppen. Wer daran teilhaben darf (meist passiv, manchmal aktiv) ist von den Mächtigen priviligiert, der Gruppenzugang wird streng reglementiert. Solche Termine werden niemals bekannt gegeben. Der Zutritt ist "gewöhnlichen", niederen Mitgliedern versperrt. Protokolle, wenn überhaupt schriftlich erstellt, sind für die Öffentlichkeit oder Mitglieder in keinem Fall zugänglich. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind die Feinde der funktionalen Parteiführung. Wer wann teilnahm, was wie und warum gesagt oder entschieden wurde - das ist mindestens "top secret".

Was wann und wie "veröffentlicht" wird, entscheidet der Vorsitzende und/oder der Pressereferent - er haftet aber natürlich nicht dafür. Er hat keine Verantwortung, dass in der Mitgliederschaft die neuesten Entscheidungen bekannt sind, die Prioritäten ähnlich gesehen werden. Dies wird nicht gefordert und nicht überprüft, obwohl man es durchaus prüfen könnte.

Wie passt das jetzt zum Web2.0 ? Kurz gesagt: gar nicht! Es passt nicht
  • bei den Arbeitsergebnissen der Partei, den "Pressemitteilungen", den Beschlüssen, den Protokollen, den E-Mails
  • bei den Terminen, ihrer Findung, ihrer Ankündigung, der Gast-Verwaltung und (Nach-)Pflege,
  • beim Webauftritt der Bundespartei, den meisten Landesverbänden, fast allen Kreis- und Ortsverbänden, der Stiftung, Kampagnen, der Kandidaten
Was sind die Arbeitsergebnisse? Die Pressemitteilungen habe ich schon öfters geschmäht, dazu muss hier kaum mehr gesagt werden, ausser: Tot, langweilig, nichtssagend, uninteressant.

Die Parteitagsbeschlüsse stehen einzeln im Raum, sind mit Nichts verlinkt. Es gibt für die Anträge keine unterstützenden Zahlen dazu, keine begründenden Bilder, keine konkreten Beispiele aus der Realität, keinen Anlass genannt, der zum Antrag führte. Wer dem Antrag mit einbringt, wird nicht gezeigt / verlinkt. Wer einem Antrag zustimmt, wird nicht nachgewiesen (z.B. mit einem Foto während des Beschlusses von den Abstimmenden?).
Aus den neuen Parteitagsbeschlüssen werden regelmäßig keine Slogans abgeleitet, keine praktischen Beispiele gezeigt. Sie werden nicht zu Pressemitteilungen verarbeitet, sondern sind Schrankware für die Rundablage. Sie sind nicht verlinkt, haben keine Bilder, keinen Ton, keine Videos. Sie haben keine Weiterleitungs- oder Kommentarfunktion, keine Antwortmöglichkeit an den Antragsteller oder das beschließende Gremium.

Die E-Mails haben HTML-Format, aber warum? Sie sollen ein Partei-Logo und ein Partei-Layout transportieren, egal ob der Empfänger es haben will oder nicht?! Hier zählt die Form mehr wie der Inhalt. Aus der E-Mail wird auf Webseiten verwiesen. Der Absender offenbart sich nicht, er hat auch keinen Link hinterlegt. Wenn von Parteimitgliedern oder Funktionären oder Abgeordneten geschrieben wird, sind deren Namen oder Bilder nicht mit Links zu deren Webseiten hinterlegt. Von den berichteten Themen wird nicht auf Beschlüsse oder Gesetzesinitiativen verwiesen, keine Links auf Redebeiträge im Parlament dazu.

Termine werden in unterschiedlichen Formaten versandt - keines davon fähig automatisiert ausgewertet und in einem übersichtlichen oder weiterverwendbaren Format gebracht zu werden. Termine haben meist (aber nicht immer) ein Thema, einen Titel. Wie es zu diesem Titel und dem geplanten Ablauf der Veranstaltung kam, bleibt ein unlösbares Rätzel und dem unbedarften Interessenten verborgen. Kein Link auf einen Parteibeschluss oder auf einen Antrag, auf eine Pressemitteilung eines Abgeordenten oder eines Kandidaten - warum denn?!
Die Terminfindung erfolgt ebenfalls im Verborgenen - Schwupps ist der Termin da, manchmal Länger angekündigt, manchmal recht sportlich, spontan "morgen!". Es wird keine Terminfindung mittels Internet genutzt. Die Terminplanung richtet sich nach dem hochrangigsten, prominentesten Gast oder Vortragenden, weil DER oder DIE ja der Engpass sind. Ob die Teilnehmer, Mitglieder oder Interessenten am Besten Zeit haben - das geht den Funktionären am Arsch vorbei - natürlich "bedauernd, weil DAS können wir ja nicht auch noch stemmen, klar"?!
Es bedarf auch keines Links zum Veranstaltungsort, so unbekannt oder abgelegen er auch sein kann: Kein Link zu einem Routenplaner!
Es gibt keine Agenda zum Download, keinen Redetext im Voraus, keine (Partei-)Werbe-Materialien zum Thema, natürlich muss auch nichts verlinkt werden, was z.B. Beschlusslage ist.
Es gibt keine Feedback-Bogen, keine Kommentierung, keine Möglichkeit eigene Fragen beizusteuern, geschweige denn die verschiednenen Anteile zeitlich irgendwie priorisieren zu können.
Es gibt (fast nie) einen Ansprechpartner, dessen üblichen Kontaktdaten hinterlegt werden (Telefon vom Handy: wie komme ich hin, bin in X-Straße!).
Es gibt keine Beschreibung der gewünschten Zielgruppe, mit der man seine eigenen Interessen abstimmen kann. Manchmal sind ja Einschränkungen vorhanden ("Keine Männer!! Das ist eine reine Frauenveranstaltung!!", "Keine Gäste, das ist eine Vorstandssitzung", "Keine Selbsteinlader, nur für geladene Gäste")

Und so sieht der Webauftritt der Partei dann auch aus. Ist er übersichtlich? Enthält er eine klare, einfache Struktur? Gibt es Suchmechanismen, die alle Inhalte auch auf ein Stichwort hin erschließen? Sind die Dokumente miteinander verknüpft oder verbunden, dass man von einem Inhalt zum nächsten Thema kommt?

Was ist bisher die Message der Funktionäre und Vorsitzenden an die Mitglieder, die Presse und die Öffentlichkeit? Bitte prüfen Sie es selbst...

Sonntag, 6. September 2009

FDP.DE oder wie schafft man eine Domain-Verwirrung?

Mir fällt gerade auf, dass die eingegebene Domain "FDP.DE" auf die Website "FDP-BUNDESPARTEI.DE" umgeleitet wird. Man könnte sich fragen, warum nicht gleich auf "FREIE-DEMOKRATISCHE-PARTEI-BUNDESVERBAND.DE" umgeleitet wird! Diese Eingabe wäre für die Besucher zu lang? Ach was! Diese Überraschung!

Die Partei verfügt über ein Drei-Buchstaben-Abkürzung und VERLÄNGERT ?!? Wie doof darf man eigentlich sein? Das ist doch schwieriger, nicht einfacher!?

Wieviele Second-Level-Domains hat die Partei FDP inzwischen verbraten? Zehn oder 20 ? 30 Domains? Wer soll sich in diesem Durcheinander zurechtfinden, welche Domain für welche Inhalte steht?
Es ist kaum vorstellbar, dass es dafür ein Konzept gibt, was in irgendeinem Gremium mal geprüft und beschlossen wurde. Es sieht aus, wie dutzende spontane und unabgestimmte Entscheidungen unterschiedlicher Leute, die nicht miteinander reden wollen und nicht miteinander reden müssen.

Wenn man mal annimmt die Partei FDP wäre das Oberthema, dann könnte man unter der Domain FDP.DE die zentrale Seite unterbringen. Da die Bundespartei auch eine Fraktion im Bundestag hat, könnte man in der Domain formulieren "fraktion.fdp.de", die Parteieigene Stiftung könnte unter "stiftung.fdp.de" unterkommen, das Personal könnte unter "personal.fdp.de" erreichen, den FDP-Shop unter "shop.fdp.de".

Auch alle Landesverbände könnten unter der Haupt-Domain unterkommen, z.B. die Hessen als "hessen.fdp.de" etc firmieren. Jeweilige Kreisverbände als "giessen.hessen.fdp.de". Auch deren funktionalen E-Mail-Adressen wären dann systematisch, z.B. der Vorstand im Kreisverband Gießen wäre dann unter der E-Mail-Adresse vorstand@giessen.hessen.fdp.de" zu erreichen...
So ist das Domain-System gedacht. Eine Organisation bekommt die Second-Level-Domain ("FDP") unter der Top-Level-Domain ("DE"). Alles nachgeordnete kommt als Unterdomains darunter. So sollte es sein, wenn es systematisch ist.

Eine andere Frage ist, welche Namen die Besucher als FDP-Domains vermuten und raten. Daher kann es vorteilhaft sein, auch "verwandte" Domains zu reservieren. "FDP-Fraktion.de" ist eine solche. Von dort aus könnte man auf die Haupt-Domain verweisen, z.B. "fraktion.fdp.de", aber doch nicht umgekehrt!

Der FDP-Shop "FDP Quality Collection" scheint keine direkte Verbindung zur Partei zu haben. Er verweist auf eine gänzlich andere Domain . Wenn es keine Verbindungen gibt, sollte man solche externen Links extra kennzeichen. Vielleicht gibt es ein Partner-Programm für die FDP, FDP-Bücher, FDP-merchandising, FDP-Wahlkampfmaterial, FDP-Webseitenprogramm, FDP-Immobilien, FDP-Fanseiten in Gold, Silver und Platin ?

FDP und das Webseiten-Design

Die FDP hat eine neue Webseite. Wunderbar! Gleich mal aufrufen.

Habe ich erwähnt, dass mein gerade genutzer Notebook einer diesen kleinen, handlichen Netbook mit einer Auflösung von 1024x600 Pixel ist? D.H. mein Bildschirm zeigt nur die übliche Breite, aber hat weniger Platz in der Höhe einer angezeigten Webseite.

Was ist auf der FDP-Webseite zuerst zu sehen? Ein laaanger Header!
Und was ist am Seitenende? Ein langer, breiter Footer!
Was ist in der verbleibenden Mitte zu sehen? Nichts!

Man muss als Netbook-Verwender erstmal scrollen um irgendwas zu sehen. Das ist schlecht. So sollten Webseiten nicht designed sein!
Ist der Footer irgendwie interessant? Neben einer rudimentären, weiteren Navigation ist - im besten Denglisch die "FDP Quality Collection" hinterlegt - sonst nichts. Danke für die Platzverschwendung auf meinem kleinen Bildschirm.

Die Designer der FDP haben mal wieder eine hübsche aber unbrauchbare Leistung abgeliefert. Die FDP hat es abgenommen und in Betrieb genommen. Danke, danke, danke für so viel "IHR seid uns SO egal!"

Mehr Steuerprüfer

In Deutschland muss jeder Steuern zahlen, ab der Zeugung bis zum Tod. Nicht jede Steuererklärung wird auch kontrolliert, ob die angegebenen Daten stimmen. Nicht jede Firma wird regelmäßig kontrolliert. Die Prüfungen sind nicht angrenzend, d.h. es gibt Jahre in denen nicht nachgeprüft wird. Gerüchteweise werden so 100.000.000.000€ an Staatseinnahmen nicht eingefordert. Ein Steuerprüfer macht durchschnittlich einen jährlichen "Umsatz" von 1.400.000€ an zusätzlichen Steuern, die ohne ihn nicht eingekommen würden.

Vorschlag

Es werden Steuerprüfer eingestellt, ausgebildet, aus der Finanzverwaltung herausgezogen, bis
  • jeder Steuerzahler bzw. dessen Erklärungen und Belege lückenlos überprüft werden
  • Beginnend mit den Umsatz bzw. Gewinngrößten werden alle Erklärungen aller Firmen durchgeprüft
  • Die durch die Prüfer zusätzlich eingenommen Steuern die Kosten der Steuerprüfer überschreiten.
Das schafft Steuergerechtigkeit und zwar von oben nach unten - die Großen hängt man, die Kleinen lässt man laufen. Ein kleiner Beitrag gegen die Politikmüdigkeit.

Wörter, die man nicht benutzen sollte

In der letzten Zeit habe ich gelernt einige Worte zu vermeiden, so ähnlich wie bei dem "Ja Nein Ich Schwarz Weiß"-Spiel.

Wörter, die ich vermeiden will
Wörter, die ich lieber einsetze
Alles, Alle, Jeder, Keiner
Manche, viele, eine Mehrheit, eine Minderheit
Immer, nie, ewig, jedesmal
oft, manchmal, selten, häufig
X, aber Y
X. Y.
Wir
Ich
muss, müsste, soll, sollte
Kann, darf, will
darf nicht sein
Könnte sein
Lüge
Unterstellung, Missverständnis, Behauptung
Konsument, Verbraucher, Steuerzahler, Arbeitslose
Kunde, Opfer, Mitmensch
die Rentner, Arbeitssuchenden, Familien mit Kindern, Alte und Kranke, Patienten
die Reichen, die Besserverdienenden, Heuschrecken, Profiteure
Mittelklasse, Mehrleistende, Leute die Arbeit und Verantwortung übernehmen, Leistungsträger
Die Linke (Partei)
(Noch immer) Kommunisten, KPD-SED-PDS-Linken, USPD
Ausländer, (Wirtschafts)Flüchtlinge, Asylanten
Mitmenschen
Nein
Ja
Offensichtlich, offenbar, anscheinend
-
sich wehren
Kämpfen, ringen
sofort, gleich, jetzt
Langfristig
In 10 Wochen, am 1. Quartal
Absolut X
Relativ X
Auf jeden Fall sollte XYZ gemacht werden.

Wenn man ehrlich ist, 
könnte erwägen, ob vielleicht ...
dann muss man zugeben...
Scheinheilig, bigott, hinterfotzig, Pharisäer, Philister
DAS Problem ist doch
(einzig und allein = MONOkausal)
EINES der Probleme ist vielleicht
Das größte / mir gerade wichtigste Problem ist ...
signifikant (im Sinne von: bedeutend, wichtig, heilig, nicht der Überprüfung zugänglich)


egal
gerade unwichtig
Nachhaltig


eigentlich, grundsätzlich




Ein paar Gedanken zu den #SPD-Wahlaussagen

Anlässlich einer Analyse von Wahlspots der Parteien zur Bundestagswahl 2009 werden von der SPD einige Fragen notiert:
“Wie wollen wir leben und arbeiten? Wie schließen wir die Schere zwischen arm und reich? Wie schaffen und sichern wir Arbeit?”
Zu diesen Fragen macht man sich ein paar Gedanken

Wie wollen wir leben und arbeiten ?

Nun - ich möchte sehr sehr gut leben, in einer ganz sauberen Umwelt, nur mit netten, freundlichen, intelligenten Menschen umgeben, bestes Essen, angenehme Gespräche, super Wetter in toller Gegend, anspruchsvolle Arbeit in einem selbst lernenden, sich verbessernden Unternehmen, dass vielen Menschen nur Freude und Nutzen bringt - wenn ich es mir aussuchen oder von einer Fee wünschen könnte.
Leben muss ich aber im hier und im jetzt, mit den gegebenen Ressourcen, mit den Kollegen wie sie sind, in dem Land in dem Müll und Zigaretten achtlos auf den Boden geworfen werden, in welchem die Parteien lügen, Politiker und Sportler betrügen, etc.

Was bedeutet das Wort "wollen" in diesem Zusammenhang? Ist mit "wollen" gemeint, dass man die Zukunft im Rahmen seiner Möglichkeiten durch kontinuierliche Arbeit sein Lebens- und Arbeitsumfeld selbst gestalten "will" oder ist hier eher der "ich will es, ich bekomme es" der Nicht-Erwachsen-Werden-Wollenden gemeint?
Für die Zielgruppen der SPD doch eher Letzteres! Kritisieren ist ja leicht, jeder Idiot kann besseres beschreiben (und manche Narren tun es auch). Den Weg zum Besseren zu finden und ihn Schritt um Schritt zu gehen, ohne sich ablenken zu lassen, ist dabei nicht jedermanns Sache. Jeder könnte schlank sein, jeder könnte mit dem Rauchen aufhören, jeder könnte zu jedem anderen freundlich sein - die Realität ist anders.
Wie kommen wir von der heutigen Situation in das Schlaraffenland, dass sich viele Menschen herbeiwünschen? Durch eigene, lange, harte Arbeit oder indem die Verantwortung von sich selbst auf Andere verlagert wird? Sollen doch "die Reichen" dafür bezahlen! Sollen doch "die Lehrer" für die Bildung sorgen! Sollen doch die Ärzte für die Gesundheit sorgen! Sollen doch die Politiker für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen!

Nur man selbst muss nichts besonderes tun, um Utopia zu erreichen. Die SPD wird es schon richten, auch wenn man selbst nur klein und schwach ist oder gerade deshalb? Man braucht nur mal eben ein Kreuzchen bei den sozialistischen Kandidaten zu machen, schon wird es besser. Den Reichen nehmen und es den Armen geben, das ist die Aufgabe der SPD! Dass es nach der Definition Arm ist wer weniger wie die Hälfte des Durchschnittseinkommens hat, immer Arme geben wird, das ist egal. Solange es noch unterschiedliche Einkommen gibt, wird es also Arme geben (müssen). Und es wird unterschiedliche Einkommen geben, weil es unterschiedliche Tätigkeiten gibt. Manche Tätigkeiten sind schwerer und länger zu erlernen, wie andere. In manchen trägt man Verantwortung für mehrere Hundert Menschen (Pilot), bei anderen nur für einen Besen. Jedem das gleiche Gehalt? Quatsch!

Wie schließen wir die Schere zwischen Arm und Reich?

Es gibt Unterschiede zwischen den Menschen "und das ist gut so"! Es gibt Große und Kleine, Dicke und Dünne, Schlaue und Doofe. Manche sind "Arm", manche sind "Reich", manche weder noch ("Mittelklasse"). In Deutschland werden die Armen nicht ärmer, aber die Reichen können manchmal reicher werden - eine Schere öffnet sich. Kann man die Einkommen aller (und damit die relative Armutsgrenze) schneller steigern, wie ein Reicher reicher werden kann?

Ja die SPD kann das! Sie braucht nur "den Reichen" alles wegzunehmen und sie zu Armen zu machen. So schließt sich die Schere und so hat es die KPD-SED-PDS-Linke bereits probiert. Es wurde bewiesen, dass man ein ganzes Volk arm machen kann und die Schere schließen kann! Verhungert ist keiner, erschossen-auf-der-Flucht wurden nur wenige (und ein bischen Schwund ist doch immer!). Das war doch gerecht! Alle hatten Arbeit, Essen, gelegentlich auch ein Auto. Die Funktionäre hatten es besser und das ist doch auch gerecht. Dorthin will die SPD wieder und noch. Für sich das leben in Wohlstand und mit Luxusgütern, für die Bevölkerung die "Gerechtigkeit" und "Gleichheit". Das wollte die Bevölkerung doch selbst so!

Wie schaffen und sichern wir Arbeit?

Die sozialistischen Funktionäre schaffen Arbeit: bei der Gesetzgebung ihrer überbordenden Allzuständigkeit und Allmacht, sie schaffen Arbeit in der Verwaltung der Gesetze, der Exekutive (früher durfte man das noch "Bürokratie" nennen). Sie schaffen Arbeit in der Polizei und in den Gefängnissen, weil es doch immer wieder solche rückständigen Leute gibt, die nicht einsehen wollen, dass es "so besser" ist und gegen die sozialistischen Gesetze verstoßen! Wir brauchen dann nicht nur ein Hohenschönhausen, wir brauchen wieder viele davon, um die noch aufmüpfigen in "Lagern zu konzentrieren", natürlich nur zu deren Umerziehung und Besserung.
Die SPD beschafft Arbeitsplätze in Schulen für Schulspychologen, Sozialarbeiter, Politikstudenten, Lehrer, Sekretärinnen, Verwaltungsfachleute, Amtsräte, Oberamtsräte, Geheime Amtsräte, Qualitätssicherer, Prüfer, Planer, Kontrolleure, Referenten und Assistenten.

Unternehmer brauchen wir nicht. Unternehmer übernehmen Risiken, sie wollen vielleicht auch eine Rendite, also "Profit" und sowas kann man ja nicht zulassen?! Das Volk braucht keine Güter, es braucht Gerechtigkeit und die schafft ja die SPD mit der Linken und den Grünen! Abwrackprämie für alles, für Fernseher (Stromverbraucher Nr.1 in den Wohnungen!), für PCs (Stromverbraucher, Kinderpornolieferant und unkontrollierbare Informationsquelle), für Autos (Umweltverpester! Wo es doch so nette aber teure Busse und Bahnen gibt! 2. Klasse für das Volk, 1. Klasse für die Funktionäre, mit Bedienung am Platz!)

Dienstag, 25. August 2009

Ändert das Lotto-System

Ich bin gegen solche Supergewinne, wie sie in Italien zuletzt auftraten. Ich finde die Sucht, die Spannung, die Geilheit, die Gier schlimm - alles könnte rationaler ausfallen wenn man ein paar "kleinere" Änderungen vornimmt:
  • Lieber 148 neue Lotto-Millionäre wie einen 148-fachen Millionär!
  • Lieber die Hälfte des Staates reduzieren und mehr in den Topf der Gewinne einlegen
  • Lieber die Werbung reduzieren und dafür mehr in den Topf für Sportvereine legen

Sonntag, 23. August 2009

David gegen Goliath - Erststimmen-Kandidaten

Die Hälfte aller Bundestagsmandate wird auf Persönlichkeiten verteilt, die idealerweise ihren Wahlkreis und deren Bürger vertreten sollen. Wer wird diesmal z.B. für den Wahlkreis Gießen nach Berlin gehen und dort die Gießener Interessen im Bundestag vertreten?

Die Grünen stellen im Wahlkreis Gießen für die Erststimme Tom Koenigs aus Frankfurt auf. Was der mit Gießen zu tun hat, erschließt sich nicht - er lies sich hier kaum blicken, kennt hier weder die Gießener Probleme noch die Gießener Vorteile. Kann auch egal sein, weil das Direktmandat bei den letzten Wahlen an den SPD-Kandidaten Veit ging. Der größte Konkurrent war der CDU-Kandidat Helge Braun.

Die anderen Persönlichkeiten kamen nicht annähernd auf die ähnliche Zahlen. Wie bewerten die Wähler also bei der Möglichkeit eine Person auszuwählen, die einzelnen Persönlichkeiten? Anscheinend stimmen sie hauptsächlich mit der Parteizugehörigkeit - CDUler wählen den schwarzen Kandidaten, SPD-ler den Roten. CDUler wählen keinen Sozi, Sozis keinen schwarzen Kandidaten. Am Unterschied zu den Zweitstimmen müssen offensichtlich auch die Zweitwähler anderer Parteien beteiligt sein. Was machen diese Anhänger der anderen Parteien? Wenn nur eine(r) "gewinnen" kann, stimmen sie strategisch-taktisch ab und verstärken den Kandidaten, der eher nahestehenden Partei (!)? Wenn der grüne Kandidat die Stimmenmehrheit praktisch nicht gewinnen kann, können die Stimmen ja zum SPD-Kandidaten gehen, um dessen Sieg abzusichern.

Ein Vergleich der Persönlichkeiten im Bereich deren individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse findet kaum statt:
  • Wer ist mit der Stadt und dem Kreis am meisten vertraut? Kennt die Realität der Bürger am Besten?
  • Wer hat ausserhalb/vor der politischen Karriere bereits am meisten erreicht und wie wurde es erreicht?
  • Wie unabhänigig ist der Kandidat vom Wohlwollen der Parteioberen?
  • Wer konnte, kann und wird länger arbeiten, ist jünger, leistungsfähiger, sportlicher?
  • Wie ist die familiere Unterstützung, der Rückhalt in der Stadt, der Partei, den Sportvereinen?
  • ...
Wer weitere potentielle Fragen hat, die man an die Direktwahl-Kandidaten stellen sollte, müsste - möge sich bitte beim Autor melden, z.B. mit Kommentar, im Facebook oder per Skype ("timbeil").

Samstag, 22. August 2009

TV: wir haben das mal getestet

In letzter Zeit wird in vielen Medien (vor allem privatrechtl. Fernsehen) "getestet", was das Zeug hält.

Themen

Die Themen der Tests können gar nicht dumm genug sein:
  • Es werden die steilsten Wasserrutschen getestet (natürlich mit einer jungen, hübschen Frau), es wird "getestet",
  • ob Jugendliche Alkohol kaufen können (klar!),
  • ob in Kaugummis doch Spinnen sind (Nö),
  • man mit einer durchaus haushaltsüblichen Handgranate ein gepanzertes Fahrzeug wie im letzten Actionthriller...
  • usw
"Verstehen Sie Spaß" war mal eine Sendung, in der "Prominente" und Normalbürger extra und bei laufenden Kameras hereingelegt wurden, z.B. fuhr ein Klein(st)wagen an eine Tankstelle, "volltanken!" und schluckte ohne zu murren oder überzulaufen rund 500 Liter Benzin, zum großen Staunen des Tankwarts.
Ein Franzose "interviewt" mit völligen Unsinnfragen zufällige Passanten a la "Was halten Sie von der gesetlichen Abschaffung der Schwerkraft, wie der Bundestag gestern beschloss?".
Es wurde getestet, ob man der Bevölkerung jeweils 120 Gramm Atommüll zur Aufbewahrung mit nach Hause geben kann.

Zweck

Wie kommt es dazu? Soll das Infotainment für die "Endverbraucher" und das Präkariat sein, die vor der Glotze verdummen, aber den Eindruck vermittelt bekommen sollen, sie hätten sich mit irgendeinem abstrusen Thema "kritisch" auseinander gesetzt und vielleicht sogar noch etwas dazugelernt?

Soll gezeigt werden, dass die Menschen, die absichtlich in eine ungewöhnliche oder gefährliche Situation gebracht werden, sich "falsch" verhalten, wenn sie sich verhalten, wie es für normale Menschen üblich ist? Ist das Häme? Ist das Arroganz, Überheblichkeit? Schadenfreude?

Idealer Ablauf

Wie läuft das ab? Wir testen das mal eben: Hier ist ein "Produzent" oder Redakteur (oder dessen Lebensabschnittspartner), die oder der gerne mal in schönere Gefilde möchte! Was könnte man den da tun? Man nimmt eine beliebige Eigenschaft, die unzweifelhaft nur dort zu finden ist, wie z.B. ... ob die Longdrinks bis zum Eichstrich gefüllt werden (wurde meines Wissens NOCH nicht "geprüft"!).

Wenn man dem Bildungsauftrag des deutschen Bildungsbürgertums folgen will, wie sie gesetzlich seit Goebbels, Beginn der Bundesrepublik festgelegt wurden, dann MUSS der Redakteur hin und selbst nachgucken! Er muss seinen Lieblingskameramann oder -frau mitnehmen (oder zwei)! Und den Kameraassistenten! Und den Tontechniker! Und den Neffen vom Chefredakteur für die Aufsicht.
Die unglaublich schwierige Auswahl der möglichen Testziele erfolgt im örtlichen Reisebüro - koste es was es wolle! Man fliegt als Gruppe ein, orientiert sich (Fach-, Sprach- oder Landeskenntnisse nicht notwendig) muss mehrere Tage die richtigen Locations prüfen, auf das richtige Licht warten und dreht dann ein paar Meter (?).
Umzug in ein anderes Ferienparadies, neue Locations suchen (das muss man selbst tun, das ist ja "journalistisches Neuland", was hier betreten wird!), Ein paar Tage echt schlechtes, falsches Licht, endlich richtiges Licht, Sonne, Strand - wundervolle und schwer erarbeitete Bilder für die Lieben daheim. Nochmal MUSS ein anderes Ziel angesteuert werden, damit sich der an höchstqualitative Berieselung gewöhnte Dauerbetrachter nicht langweilen KANN. Praktisch gesetzlich gezwungen. Echt anstrengend!

Dann wird das Machwerk auf die Antenne gebracht, in 1 Min. 30 Sek.. Schnitt - nächstes Thema, am besten auf noch niedrigerem Niveau...

Methodik ?

Was beteutet "testen" für den Medienkreativen? Wie "testet" man irgendwas? Wie stellt sich den Klein-Fritzchen das vor: man probiert einfach etwas aus, man probiert es mehrfach aus und schreibt dann auf, was einem eventuell aufgefallen ist? Da soll es diese Stiftung Warentest geben, die haben immer Kittel an und sind überhaupt nicht fotogen! Und deren "Labors" sind dermaßen uncool und langweilig anzusehen! Unmöglich darf man das dem armen Zuschauer präsentieren.
  • Welche Longdrinks da jeweils eingeschüttet werden? Egal
  • Ob die Gläser unterschiedlich groß sind? Egal!
  • Ob überall ein teutscher Eichstrich vorhanden ist? Egal!
  • Ob das Zeug schmeckt? Egal (sie schmecken, aber das wollte der Gesetzgeber ja nicht wissen! Ab dem Dritten Longdrink schmeckten sie noch besser, aber die waren ja Reisekosten und Privatsphäre)
  • Wissen die getesteten "Barkeeper" oder Bademeister aus unerfindlichen Gründen, dass sie gerade getestet werden (vielleicht weil ihnen aus einer Gruppe eine Kamera ins Gesicht gepresst wird?) oder wird mit "versteckter" Kamera "investigativer, konspirativer Journalismus" betrieben (Watergate war nur ein kleiner Dreck gegen unsere Ergebnisse)?
  • Kann man den Versuch genauso und beliebig oft wiederholen oder ist hier subjektive Menschenarbeit ("Kunst") oder unbekanntes Maß an Zufall beteiligt?
  • Ist außer dem erstellten Filmmaterial irgendein schriftliches Protokoll notwendig? Nö, ist doch aufwendig und langweilig ist es auch!
  • Kann man das Protokoll, den Ort, die Zeit, die Beteiligten irgendwie finden, nachlesen? Pah!
  • Wer hat wie festgelegt, was im Testsinne "richtig", was "falsch" ist? Wer hat wann festgelegt, was noch als ok gilt, wo die Grenzen liegen und wie man es feststellt ("misst")?
Wir fassen zusammen - Keine Methodik, keine Wissenschaftlichkeit - auch wenn "Wissen" manchmal im Sendungstitel vorkommt.

Erkenntnisse

Es ist ein Wissen, was da vermittelt wird. Man kann nur Lernen, dass im deutschen Fernsehen die Zuschauer verarscht werden. Der wissenschaftliche Lern- und Prüfansatz wird mit Füßen getreten, vielleicht gerade vor den Teilen der Bevölkerung, die ihn am Dringendsten brauchen. Man sollte daher genau hinsehen und statt des offensichlichen Seichten, nach den dahinter stehenden Zwecken und Zielen forschen - das ist viel, viel interessanter, als die Frage nach dem Füllgrad von Longdrinks.